Fazialisfunktion und -rehabilitation

Die Mimik des Gesichtes stellt einen wesentlichen Bestandteil der Kommunikation mit unseren Mitmenschen dar. Für die Steuerung der mimischen Muskeln ist hierbei der Fazialisnerv zuständig. Somit kann es bei einer Schädigung des Nerven neben den klinischen Beschwerden auch zur verminderten Ausdrucksmöglichkeit kommen. Lähmungen des Gesichtsnervs (Nervus facialis) können verschiedene Ursachen haben – sie können durch Tumore am Nerv selbst, durch Druck benachbarter Tumore oder als Folge einer Operation entstehen. Die Erholungszeit des Nervs hängt vom Ausmaß der Schädigung ab und kann mehrere Monate dauern.

Unsere Arbeitsgruppe setzt sich dafür ein, die Heilung des Nervus facialis gezielt zu unterstützen sowie Fazialisparesen vorzubeugen. Durch patientennahe, wissenschaftliche Untersuchungen und die Entwicklung effektiver Therapiemethoden möchten wir dazu beitragen, die Regeneration zu fördern und Betroffenen zu einer besseren Gesichtsbeweglichkeit und -mimik zu verhelfen. Dabei stehen sowohl bewährte als auch innovative Behandlungsmöglichkeiten im Fokus.

Biofeedback

Heimbasiertes, elektromyographisches Biofeedback

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt FACErehab hat das Ziel, ein innovatives, heimbasiertes Biofeedback-System zu entwickeln, das die Rehabilitation von Patienten mit Fazialisparese unterstützt. Durch den Einsatz von Elektromyografie (EMG) wird die Muskelaktivität im Gesicht erfasst und visuell dargestellt, sodass selbst kleinste Bewegungen oder auch Synkinesien wahrgenommen und gezielt trainiert werden können.

Bisher war eine solche Therapie nur in spezialisierten Therapiezentren möglich. Mit FACErehab soll nun eine mobile Lösung entstehen, die Patienten eine effektive und selbstständige Therapie zu Hause ermöglicht. Eine speziell entwickelte App erfasst die EMG-Daten und übermittelt die Rehabilitationsfortschritte digital an die behandelnden Ärzte und Therapeuten. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Betreuung.

Beispielbild Training mit Elektromyographischem Biofeedback

Das interdisziplinäre FACErehab-Konsortium besteht aus der Universitätsklinik Tübingen sowie Experten aus Medizin, Ingenieurwissenschaften und IT. Das Team arbeitet hierbei gemeinsam daran, eine patientenfreundliche und wissenschaftlich fundierte Lösung zu entwickeln. Neben der Verbesserung der Gesichtssymmetrie und Lebensqualität steht auch die Bewertung von Nutzerfreundlichkeit, Motivation und Datensicherheit im Fokus. FACErehab eröffnet neue Möglichkeiten für die digitale Rehabilitation – für eine effektive Therapie, die sich flexibel in den Alltag der Patienten integriert.

Intraoperatives Monitoring zur Vorbeugung von iatrogenen Fazialisparesen

Das intraoperative Monitoring (IOM) ist heute der Goldstandard bei chirurgischen Eingriffen im Bereich des Gesichtsnerven, um das Risiko von Nervenschädigungen zu minimieren. Bisher eingesetzte Methoden wie die Elektromyografie oder die sog. Motorisch evozierten Potentiale des Nervus facialis haben jedoch eine begrenzte Vorhersagekraft für das Auftreten einer Fazialisparese oder die langfristige Erholung der Gesichtsnervenfunktion. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich aufgrund dessen mit innovativen Techniken des Intraoperativen Moniotorings, wie dem Einsatz einer Zeitfrequenz-Analyse. Diese Methode soll eine präzisere Beurteilung der Nervengesundheit während der Operation ermöglichen und so die Grundlage für eine bessere postoperative Prognose schaffen. Durch die detaillierte Analyse von Frequenzmustern der Nervensignale könnten Chirurgen in Zukunft genauere Entscheidungen treffen.

Unser Ziel ist es somit, das intraoperative Monitoring weiterzuentwickeln und damit langfristig das Auftreten von Fazialisparesen bei Eingriffen am Nerven weiter zu reduzieren.

Zertifikate und Verbände