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Interprofessionelles evidenzbasiertes Schulungsprogramm für integrative Gesundheitsversorgung in der onkologischen Beratung

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Beratung zu integrativer und komplementärer Onkologie

Beratung zu integrativer und
komplementärer Onkologie

Integrative Medizin und Pflege spielen insbesondere in der Onkologie eine zentrale Rolle. Bis zu 80 % der Patientinnen und Patienten wünschen eine komplementärmedizinische Begleitung. Die S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Onkologie hebt hervor, wie wichtig eine qualitätsgesicherte Beratung in diesem Bereich ist. Trotz dieser Empfehlungen fehlt es oft an entsprechenden Weiterbildungsangeboten für Gesundheitsberufe, was dazu führt, dass Patient:innen bei der Suche nach seriösen Informationen häufig allein gelassen oder unzureichend beraten werden.

Diese Lücke wollen wir schließen. Aufbauend auf der CCC-Integrativ Studie bieten wir nun ein interprofessionell ausgerichtetes Schulungsprogramm zur evidenzbasierten Beratung in integrativer Medizin und Pflege in der Onkologie an. Lokalisiert ist es am Tübinger Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung.

Aktuelles

14. Mai 2025

Therapie des Lungenkarzinoms natürlich unterstützen

Welche Möglichkeiten eröffnet die komplementäre Medizin beim Lungenkarzinom? Wo ...

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Gruppenangebote der Krebsberatungsstelle

Information - Austausch - Kreativität

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20. Juni 2024

„Wir untersuchen die Wirksamkeit von Komplementärm…

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Zielsetzung des Zertifikatsstudiums

Im Sinne der interprofessionellen Zusammenarbeit richten wir unser Angebot an Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Therapeuten und Therapeutinnen, die ihr Wissen erweitern und gemeinsam eine holistische, evidenzbasierte Beratung zu integrativen und komplementären Interventionen in der Onkologie anbieten möchten.

Das Curriculum integriert praxisorientierte Forschungsergebnisse und bereitet auf die spezifischen Anforderungen der Beratung in der Onkologie vor. Sie lernen, zielgerichtete und patientenorientierte Beratungen zu einem breiten Spektrum integrativer Verfahren durchzuführen und eignen sich kommunikative Strategien für die interprofessionelle Beratung an. Sie erhalten auf die Bedürfnisse der onkologischen Patient:innen abgestimmte Informationsmaterialien, mit deren Hilfe sie die Gesundheitskompetenz und das Selbstmanagement der Patient:innen individuell fördern, ihre Lebensqualität steigern und sie zu aktiven Partnern im Umgang mit ihrer Erkrankung zu machen können. 

Das Curriculum ist geeignet, die bestehenden Kompetenzen in der ambulanten und stationären integrativen Versorgung onkologischer Patient:innen zu erweitern. Innerhalb von 9 Monaten wird fundiertes Wissen vermittelt, das direkt in der beruflichen Praxis angewendet werden kann für die Durchführung eines interprofessionellen integrativen Beratungsangebots oder die Vertiefung vorhandenen Wissens. Das Studium endet mit einer Abschlussprüfung und dem Erwerb eines Certificate of Advanced Studies (CAS), welches mit 10 ECTS-Punkten ausgestattet und gemäß dem deutschen Qualitätsrahmen auf Niveaustufe 7 eingestuft wird.

Rahmenbedingungen und Zeiten

Das Zertifikatsstudium ist als ein Blended-Learning Programm konzipiert. Etwa die Hälfte der Präsenz-Stunden findet vor Ort, die andere Hälfte online statt In diesen Präsenzphasen vor Ort (3 Einheiten à 2,5 Tagen) wird vorrangig praktisches Wissen vermittelt und geübt. Ergänzend gibt es Online-Veranstaltungen mit theoretischen Inhalten und Wissensvermittlung und es steht die ILIAS-Lernwelt mit asynchronen Videos, Lernmaterialien und Literatur zur Vor- und Nachbereitung zur Verfügung. Diese flexible Lernplattform ermöglicht es den Teilnehmenden, sich die Inhalte in ihrem eigenen Tempo anzueignen, weshalb sich das Studium besonders für Berufstätige eignet und eine gute Integration in den Arbeitsalltag und in die Freizeit ermöglicht. Der Veranstaltungszeitraum erstreckt sich von Oktober 2025 bis Juni 2026 mit einer Studienzeit von 9 Monaten. Das Zertifikatsstudium wird mit einer Prüfungsleistung abgeschlossen. Der Zugriff auf die Informationsmaterialien steht über den Studienzeitraum hinaus zur Verfügung.

  • Präsenzeinheit: 27.11.-29.11.2025
  • Präsenzeinheit: 19.02.-21.02.2026
  • Präsenzeinheit: 18.06.-20.06.2026

Einführungsveranstaltung am Samstag, den 11.10.2025

Alle weiteren Online-Präsenztermine (Dienstag und Donnerstag am Abend) werden im Verlauf noch festgelegt

  • Berufszulassung in einem Gesundheitsberuf mit akademischem Abschluss (z.B. Medizin, Pflege, Physiotherapie etc.) 

oder

  • Ausbildung in einem Gesundheitsberuf mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung
  • Stabile Internetverbindung sowie Endgerät zur Teilnahme an Online-Veranstaltungen und zur Nutzung der Lernwelt

3200€ inkl. Arbeitsmittel für praktische Übungen, sowie Getränke und Snacks an den Präsenztagen

Module im Zertifikatsstudium

In diesem Modul werden neben organisatorischen Rahmenbedingungen wie den Präsenz- und Online-Terminen oder dem Zugang zur Ilias Lernwelt auch grundlegend relevante Konzepte und Definitionen vermittelt. Darunter Definitionen von integrativer und komplementärer Medizin und Pflege sowie grundlegend relevante Konzepte wie evidenzbasierte Praxis, Interprofessionalität oder Naturheilkunde.

Das Modul vermittelt grundlegende Konzepte der interprofessionellen Zusammenarbeit in der integrativen Onkologie und thematisiert die Bedeutung einer effektiven interprofessionellen Kommunikation. Teilnehmende setzen sich mit den Herausforderungen und Prozessen der interprofessionellen Teamentwicklung auseinander und reflektieren ihre eigene Rolle im Team. Zudem werden die Spezifika der interprofessionellen Beratung betrachtet, insbesondere im Kontext der integrativen Betreuung onkologischer Patienten und Patientinnen.

Das Modul vermittelt die Kernelemente der Beratung in der integrativen Onkologie und thematisiert die Strukturierung von Beratungsmaßnahmen, um patientenzentrierte und zielgerichtete Gespräche zu gestalten. Teilnehmende vertiefen ihr Wissen anhand des MoVo- und ComSkill-Konzepts, mit Fokus auf motivationsfördernde Gesprächsführung und kommunikative Kompetenz. Zudem werden kommunikative Herausforderungen und Strategien zur Konfliktlösung behandelt, um die Qualität interprofessioneller Beratungsprozesse zu optimieren.

Das Modul vermittelt die zentrale Bedeutung von Bewegung, Ernährung und Entspannungsverfahren in der integrativen Onkologie und deren wissenschaftliche Evidenz. Im Bereich Bewegung werden die positiven Effekte körperlicher Aktivität im Kontext von Krebserkrankungen thematisiert, darunter Fitness, Kraft- und Ausdauertraining, Bewegung bei onkologischen Erkrankungen (z.B. bei Polyneuropathie, Wunden etc.) sowie Prähabilitation. Der Ernährungsteil behandelt Prinzipien gesunder Ernährung, die Evidenzlage zu Mikronährstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln, Fasten sowie ernährungstherapeutische Ansätze bei Mangelernährung und Kachexie. Im Bereich Entspannungsverfahren lernen die Teilnehmenden die Vielfalt und die Evidenz der Mind-Body-Medicine kennen mit praktischen Erfahrungen zu Meditation, achtsamkeitsbasierten Bewegungstherapien (Yoga, Tai-Chi, Qi Gong), Mindfulness-Based Stress Reduction und Ordnungstherapie nach Kneipp.

Dieses Modul behandelt die Anwendung von Phytotherapeutika in der integrativen Onkologie. Es umfasst die Wirkprinzipien und pharmakologischen Grundlagen pflanzlicher Heilmittel sowie den Einsatz ausgewählter Phytotherapeutika zur Beschwerdelinderung bei verschiedenen Symptomen, inklusive einer wissenschaftlichen Einordnung der Mistel- und Cannabistherapie. Zudem wird auf anthroposophische Medizin eingegangen. Ein weiterer Schwerpunkt beinhaltet eine Einführung in die konventionellen onkologischen Therapien und Medikamente, in die Arzneimitteltherapiesicherheit und in mögliche Wechselwirkungen zwischen Phytotherapeutika, Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln inklusive praktischer Übungen zur Evidenzrecherche.

In diesem Modul werden Pflegeinterventionen bei onkologischen Erkrankungen vorgestellt und deren Evidenz diskutiert. Es werden eine Vielzahl äußere Anwendungen wie Wickel, Auflagen, Einreibungen, Teilbäder u.a. mit verschiedenen Heilpflanzen thematisiert (z.B. Schafgarbe, Borago-Wickel, Kohlauflagen), die zur Symptomlinderung bei Krebspatient:innen eingesetzt werden können. Ein weiterer Bestandteil des Moduls ist die Hydrotherapie im Rahmen der Kneipp’schen Therapieverfahren. Abschließend wird die Aromatherapie mit ätherischen Ölen zur Symptomlinderung und Entspannung erläutert. 

Das Modul ist praktisch ausgerichtet, die Verfahren werden demonstriert, erlernt und selbst erfahren. 

In diesem Modul wird eine Einführung in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) gegeben, mit Fokus auf Akupunktur und Akupressur sowie deren Evidenzlage im Kontext des Symptommanagements. Es werden detaillierte Kenntnisse der Akupressur zur Linderung von Beschwerden bei Krebspatient:innen vermittelt und praktisch geübt, sodass sie direkt eingesetzt und demonstriert werden können. 

In diesem Modul wird ein Überblick über Beratungsanlässe und Maßnahmen in der integrativen Onkologie gegeben. Dabei wird der Transfer zwischen allen anderen Modulen hergestellt, sodass die Teilnehmenden die erlernten Inhalte aus den verschiedenen Bereichen miteinander verknüpfen und in die Beratungspraxis integrieren können.

Ein zentrales Element des Moduls sind die 20 Themenleitfäden, die speziell für die Beratung bei onkologischen Symptomen wie Übelkeit, Fatigue oder Angst entwickelt wurden. Diese umfassenden Leitfäden dienen als strukturierte Hilfsmittel, die den Beratungsprozess effektiv unterstützen.

Verschiedene Beratungssituationen werden anhand von Fallberichten und mithilfe von Schauspielpatient*innen simuliert und anschließend diskutiert, sodass eine praktische Kompetenz entsteht. 

Abgerundet wird das Modul mit der Erstellung von Beratungsbriefen, die die Beratungen zusammenfassen und den Patientinnen und Patienten und den weiterbehandelnden Kollegen und Kolleginnen wesentliche Informationen fokussiert vermitteln.

Prüfungsleistung - 50 UE

Workload gesamt - 300 UE

Beteiligte Institute

  • Abteilung Pflegewissenschaft, Institut für Gesundheitswissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen,
    Direktorin: Prof. Dr. sc. hum. Cornelia Mahler
  • Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen,
    Ärztliche Direktorin: Prof. Dr. med. Stefanie Joos
  • Fachbereich Integrative Medizin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Ulm,
    Fachbereichsleitung: Prof. Dr. med. Klaus Kramer