CCC-Integrativ
Beratung zu Komplementärer Medizin und Pflege bei Krebserkrankungen

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CCC-Integrativ im Überblick

CCC-Integrativ im Überblick

Viele Krebspatienten und -patientinnen wünschen sich eine stärkere Berücksichtigung naturheilkundlich-komplementärer Verfahren in Medizin und Pflege. Für einige naturheilkundlich-komplementäre Verfahren in Medizin und Pflege (KMP), wie beispielsweise Yoga, Akupunktur, einzelne pflanzliche Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und Aromatherapie, wurden positive Wirkungen im Hinblick auf die Lebensqualität und Beschwerdeverbesserung bereits wissenschaftlich nachgewiesen.

Allerdings bergen einige der Verfahren auch Risiken. So existieren beispielsweise Wechselwirkungen zwischen Chemotherapeutika und pflanzlichen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, die bislang noch zu wenig bekannt sind. 

Um Patientinnen und Patienten in dieser unsicheren Situation mit einer wissenschaftlich fundierten Beratung zu einer guten Entscheidung zu verhelfen, wurde die CCC-Integrativ Beratung an den vier onkologischen Spitzenzentren in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Ulm) entwickelt und etabliert.

Komplementäre Verfahren in der Onkologie – zwischen Patientenbedürfnissen und Evidenz

Beratung zu Komplementärer Medizin und Pflege
für onkologische Patientinnen und Patienten


Wir möchten mit den Beratungen
  • eine Versorgungslücke durch Etablierung eines spezifischen, wissenschaftlich fundierten Beratungsangebots für naturheilkundlich-komplementäre Verfahren schließen.
  • Gesundheits- und Entscheidungskompetenzen onkologischer Patientinnen und Patienten im Bereich naturheilkundlich-komplementärer Verfahren verbessern.
  • vorhandenen Wissens zu naturheilkundlich-komplementären Verfahren und Qualifizierung von ärztlichem Personal und Pflegenden aufarbeiten und aktualisieren.

Wer kann an den Beratungen teilnehmen?

AOK-Versicherte:

  • Sie sind an Krebs erkrankt und haben Interesse/Bedarf an einer Beratung zu Komplementärer Medizin und Pflege
  • Ihre Diagnosestellung der Krebserkrankung, eines Rezidivs oder Progresses liegt innerhalb der letzten 6 Monate
  • Sie sind mindestens 18 Jahre alt
  • Die Beratung für Sie als AOK-Versicherte kostenfrei

Alle weiteren Krankenkassen:

  • Sie sind an Krebs erkrankt und haben Interesse/Bedarf an einer Beratung zu Komplementärer Medizin und Pflege
  • Ihre Diagnose einer Krebserkrankung, eines Rezidivs oder Progresses liegt nicht länger als 18 Monate zurück
  • Sie sind mindestens 18 Jahre alt

Wie laufen die Beratungen ab?

  • Sie erhalten drei umfangreiche Beratungen zu Komplementärer Medizin und Pflege (KMP) innerhalb von drei Monaten, von denen die erste interprofessionell, d.h. gemeinsam von einem Arzt oder einer Ärztin und einem Pflegeexperten oder einer Pflegeexpertin durchgeführt wird. Die weiteren Beratungen/ Informationsgespräche können nach Bedarf auch telefonisch und/oder nur ärztlich oder pflegerisch erfolgen. Für das erste Beratungsgespräch sind 60 Minuten vorgesehen. Für die folgenden Gespräche ca. 30 Minuten. Bei Bedarf erhalten Sie Anleitung zur selbständigen Umsetzung von Maßnahmen (z.B. zur Symptomlinderung unter Chemotherapie) für zu Hause. Die Beratungen orientieren sich an Ihrer individuellen Situation und Ihren individuellen Informationsbedarf, an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der ärztlichen bzw. pflegerischen Erfahrung der beratenden Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegefachkräften, die vorab speziell geschult werden.
  • Zur Vorbereitung auf die Beratungen erhalten Sie einen Fragebogen, den Sie bitte ausgefüllt zu Ihrer ersten Beratung mitbringen. 
  • Bei entsprechendem Bedarf, werden Sie durch unsere geschulten Expertinnen und Experten individuell zu einzelnen Anwendungen aus dem Bereich der KMP (z.B. äußere Anwendungen, Akupressur, Aromatherapie, Entspannungstechniken) angeleitet. Dabei wird auch ein Beratungsbrief als Dokumentation erstellt, den Sie bei Bedarf und auf Wunsch Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten bzw. Therapeutinnen und Therapeuten weitergeben können.

CCC-Integrativ Beratungen an den verschiedenen Standorten

Was verstehen wir im Projekt CCC-Integrativ unter „Komplementärer Medizin und Pflege“?

Was verstehen wir unter „Komplementärer Medizin und Pflege“?

Eine einheitliche Definition für den Begriff Komplementäre Medizin und Pflege (KMP) existiert nicht. Wir fassen in der CCC-Integrativ Beratung unter KMP eine Vielzahl von Verfahren und Substanzen zusammen, die vorwiegend aus dem Bereich der klassischen Naturheilverfahren (Kräuterheilkunde/Phytotherapie, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie, Hydrotherapie) stammen. Wir zählen auch Verfahren anderer Kulturkreise wie z.B. die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit Akupunktur/Akupressur und Methoden aus dem Bereich der Mind-Body Medizin z.B. Yoga, Tai Ji oder Entspannungsverfahren hinzu.

Unser Verständnis für den
Einsatz von KMP beruht auf:

Integration: Die KMP-Verfahren werden unterstützend und ergänzend (nicht alternativ) zur konventionellen onkologischen Behandlung eingesetzt.

Wissenschaftlichkeit und Expertise: Im Verständnis der evidenzbasierten Medizin ist es unser Ziel, nur solche Substanzen/Wirkfaktoren zu nutzen bzw. zu empfehlen, deren Wirksamkeit und Sicherheit in Studien belegt werden konnten. Allerdings fehlen für viele der Verfahren bis dato Studien, um daraus in jeder Situation sichere Empfehlungen zu Wirksamkeit und Sicherheit abzuleiten. Alle Beraterinnen und Berater in unserem Projekt sind speziell geschult und verfügen durch ihre (fach)ärztliche bzw. pflegerische Ausbildung über ein fundiertes Wissen, um in dieser unsicheren Situation kompetent beraten zu können.

Vortrag Prof. Joos
Vortrag von Prof. Stefanie Joos, gehalten am 20.03.2021 auf dem Krebsinformationstag des CCC Tübingen-Stuttgart. Copyright: Sectio Digital

Individualität: Jeder Patient und jede Patientin kommen mit individuellen Belastungen und Bedürfnissen in die Beratung. Nicht nur die Diagnose(n), sondern auch die individuellen Bedürfnisse, Lebenssituationen, Wünsche und Fähigkeiten werden bei der Beratung zu KMP berücksichtigt. In unserem Verständnis einer guten und umfassenden Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten gehören eine transparente Information sowie genügend Raum für Fragen zu den einzelnen KMP-Verfahren dazu. Nur so können Patientinnen und Patienten selbst eine informierte Entscheidung treffen.

Aktuelles

27. Dezember 2023

Gurgeln, Tees, Inhalieren – Wirken Hausmittel gege…

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Besser integrativ beraten

in der Agenda Gesundheit der AOK Baden-Württemberg, Ausg. 1/2024

Zur Ausgabe

Die CCC-Integrativ Studie

Im Rahmen des Projekts CCC-Integrativ (Laufzeit Oktober 2019 – März 2023) wurde ein evidenzbasiertes KMP-Beratungsprogramm an den vier teilnehmenden Spitzenzentren für Onkologie in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Ulm) etabliert. Dieses Programm hatte das Ziel, Patientinnen und Patienten in den ersten sechs Monaten nach Diagnosestellung individuell zu Chancen und Risiken von KMP zu beraten. Dies hat die Teilnehmenden dazu befähigt, selbständig zu entscheiden, ob und, wenn ja welche, KMP sie in Anspruch nehmen wollten. Die interprofessionellen Teams wurden für die Beratungen speziell für das Projekt geschult. Flankierend wurden sektorenübergreifende Maßnahmen durchgeführt (z.B. Information/ Schulungsangebote für Hausärztinnen und Hausärzte, Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegende an den CCCs und im ambulanten Sektor).

Insgesamt erhielten 693 Patientinnen und Patienten an den vier teilnehmenden Zentren das KMP-Beratungsangebot in einem Zeitraum von über drei Monaten mit mindestens drei Beratungskontakten (persönlich und telefonisch). 

Die Wirksamkeit des Programms wurde anhand von den mittels validierten Fragebögen erhobenen Daten sowie Routinedaten im Kontrollgruppenvergleich evaluiert. Ergänzend wurden im Rahmen einer Prozessevaluation Interviews mit Patientinnen und Patienten, Ärzten und Ärztinnen sowie Pflegepersonal durchgeführt. Das Projekt wurde durch den Innovationsfonds mit ca. fünf Mio. Euro gefördert. Derzeit wird die Studie ausgewertet, erste Ergebnisse sind sehr vielversprechend.

Weitere Informationen

Publikationen:
  • Bossert J, Mahler C, Boltenhagen U, Kaltenbach A, Froehlich D, Szecsenyi J, Wensing M, Joos S, Klafke N. Protocol for the process evaluation of a counselling intervention designed to educate cancer patients on complementary and integrative health care and promote interprofessional collaboration in this area (the CCC-Integrativ study). PLoS One. 2022 May 13;17(5):e0268091.

  • Dürsch H, Boltenhagen U, Mahler C, Joos S, Szecsenyi J, Klafke N. A Qualitative Analysis of Cancer Patients' Perceptions of an Interprofessional Counseling Service on Complementary and Integrative Healthcare. Qual Health Res. 2024 Mar 5:10497323241231530.

  • Dürsch H, Boltenhagen U, Mahler C, Joos S, Joachim S, Klafke N. A Qualitative Investigation of Factors Influencing the Integration of Complementary and Integrative Healthcare Recommendations in the Daily Lives of Patients with Cancer. Integr Cancer Ther. 2024 Jan-Dec;23:15347354241252195.

  • Klafke N, Bossert J, Boltenhagen U, Froehlich D, Mahler C, Joos S, Wensing M. Counseling lifestyle medicine in oncology: A qualitative analysis of interprofessional patient-nurse-physician interactions. Patient Educ Couns. 2024 Oct;127:108352.

  • Valentini J, Fröhlich D, Stolz R, Mahler C, Martus P, Klafke N, Horneber M, Frasch J, Kramer K, Bertz H, Grün B, Tomaschko-Ubeländer K, Joos S; CCC-Integrativ study group. Interprofessional evidence-based counselling programme for complementary and integrative healthcare in patients with cancer: study protocol for the controlled implementation study CCC-Integrativ. BMJ Open. 2022;11:12(2):e055076.