Dr. med. Christian Walter
Stv. Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie, Bereichsleiter Wirbelsäulenchirurgie
„Je nachdem, wie eng man die Definition fasst, sind bis zu 15 Prozent der Bevölkerung von einer Skoliose betroffen. "
Von einer Deformität der Wirbelsäule spricht man in der Medizin, wenn die Struktur der Wirbelsäule sich so verändert, dass sie von der normalen Ausrichtung der menschlichen Wirbelsäule abweicht. Die menschliche Wirbelsäule ist gewöhnlich von vorne gesehen gerade: Abweichungen hiervon werden als Skoliosen charakterisiert.
Skoliosen können in jedem Alter entstehen. Sie treten jedoch sehr selten schon in frühester Kindheit auf - ab Geburt bis zu 3 Jahren - und werden dann als „infantile Skoliosen" bezeichnet. Von einer „juvenilen Skoliose" spricht man, wenn die Verkrümmung zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr aufkommt. Die Adoleszentenskoliose ist die häufigste Form und tritt ab dem 11. Lebensjahr auf.
In den überwiegenden Fällen ist die genaue Ursache von Skoliosen unbekannt. Diskutiert wird ein unterschiedlich schnelles Wachstum der vorderen Wirbelkörper und hinteren Wirbelbögen und Facettengelenke. Bei einigen Skoliosepatientinnen und -patienten kann die Ursache auch ein verfrühter pubertärer Wachstumsschub sein. Treten die Skoliosen im Erwachsenenalter auf sind sie meist abnutzungsbedingt.
In den überwiegenden Fällen können Wirbelsäulendeformitäten konservativ behandelt werden. In leichten Fällen reichen sogar physiotherapeutische Übungen aus, die zum Teil mit speziell auf die Erkrankung abgestimmten Konzepten durchgeführt werden. Die Korsett-Therapie kommt bei ausgeprägteren Formen zum Einsatz. Eine Operation ist nur in seltenen Fällen erforderlich.