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Neugeborenenbetreuung

Die Geburt eines Kindes ist immer ein ganz besonderer Moment im Leben einer Familie. Dieser Moment ist mit viel Freude und Erwartungen, aber auch mit Unsicherheiten und manchmal Ängsten verbunden.

Wir als Kinderärzte möchten Ihnen an dieser Stelle einige Informationen geben, um Ihnen zu helfen, sich nicht nur auf die Geburt, sondern auch die Zeit danach optimal vorzubereiten.

Video: Informationen zur Versorgung Ihres Neugeborenen

Vorbeugende Maßnahmen bei Neugeborenen

In den ersten Lebenstagen wird eine Reihe von vorbeugenden Maßnahmen empfohlen. Alle diese Maßnahmen sind in der Klinik, aber auch ambulant durch Ihren Kinderarzt oder Ihre Hebamme durchführbar. Um Ihnen eine bessere Planung Ihres Klinikaufenthaltes nach der Geburt zu ermöglichen, sind hier die einzelnen Maßnahmen für Sie zusammengestellt:

Die erste klinische Untersuchung des Neugeborenen in der Regel durch die Hebamme unmittelbar nach der Geburt.

Zusätzliche kinderärztliche Untersuchung innerhalb der ersten 24 Lebensstunden (ein Extraservice unserer Klinik).

Es handelt sich dabei um eine Untersuchung zur Früherkennung angeborener Erkrankungen, z.B. der Schilddrüsenunterfunktion, die die normale Entwicklung Ihres Kindes unheilbar schädigen, wenn sie nicht sehr bald nach der Geburt entdeckt werden. Hierzu werden ab der 48. Lebensstunde (3. Lebenstag) einige Tropfen Blut Ihres Kindes auf einem Papierblättchen in einem Speziallabor auf diese Erkrankungen untersucht. Es dauert etwa zwei bis drei Tage, bevor das Ergebnis vorliegt. Falls sich irgendwelche Auffälligkeiten zeigen, werden Sie von uns umgehend informiert. Wir empfehlen diesen Test ausdrücklich. Auf Ihrer Wochenstation liegt dazu Informationsmaterial aus. Bitte informieren Sie uns, wenn Sie diese Untersuchung für Ihr Kind nicht wünschen.

Die zweite empfohlene Vorsorgeuntersuchung wird vom Kinderarzt ab der 72. Lebensstunde (4.-10. LT.) durchgeführt.

Prophylaktische Gabe des für die Blutgerinnung wichtigen Vitamins am 1. und 4-7. Lebenstag (i.d. Regel zur U2). Eine dritte Gabe sollte mit ca. 4 Wochen (i.d.R. zur U3) erfolgen. Insbesondere bei voll gestillten Kindern besteht eine, wenn auch sehr kleine Gefahr, dass durch einen Vitamin K-Mangel Blutungen (Magen-Darm, sehr selten auch Hirnblutungen) auftreten.

Beim Hörscreening wird das Hörvermögen Ihres Kindes auf beiden Ohren getrennt gemessen. Dazu wird – meist nachts, wenn Ihr Kind ruhig schläft - eine kleine Sonde in den äußeren Gehörgang gelegt. Die Messung dauert nur wenige Minuten und ist sinnvoll, weil damit angeborene Hörstörungen früh erkannt werden können. Diese Untersuchung anzubieten ist vom Gesetzgeber seit 1.1.2009 vorgeschrieben. Wenn Sie diese Untersuchung wünschen, unterschreiben Sie bitte eine Einverständniserklärung (Link), die Ihnen auch auf Ihrer Wochenstation ausgehändigt wird. Das Ergebnis des Testes wird in das Vorsorgeheft (Gelbes Heft) Ihres Kindes eingelegt. Wenn der Hörtest auffällig ist, was vereinzelt auch dann vorkommt, wenn Ihr Kind normal hört, muss er wiederholt werden. Bleibt das Ergebnis auffällig, muss mit anderen Methoden das Ergebnis des Screening-Testes überprüft werden. Wir Kinderärzte werden Sie in diesem Fall aber vorher ausführlich beraten. Wir gehen von ca. 1 Kind mit angeborener Hörstörung unter 1000 Neugeborenen aus.

Fast alle Kinder bekommen in den Tagen nach der Geburt eine leichte oder mäßig ausgeprägte Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut des Auges. Verursacht wird dies durch das Bilirubin, das aus dem Stoffwechsel des roten Blutfarbstoffs stammt. Im Normalfall ist Bilirubin unschädlich, und die Gelbfärbung verschwindet innerhalb der ersten beiden Wochen wieder. Wenn Ihr Kind aber sehr gelb wird, weil die Konzentration des Bilirubins besonders hoch ansteigt, wie z.B. bei Blutgruppenunverträglichkeiten, oder besonders lang anhält, dann muss die Ursache geklärt und Ihr Kind behandelt werden. Bilirubin ist in diesen Fällen für Körperzellen giftig und kann vor allem das Gehör und das Gehirn schädigen. Wir werden mit Ihnen ausführlich besprechen, welche Situation bei Ihrem Kind vorliegt und wie die richtige Behandlung aussieht. Wir klären bei jedem Kind nach der Geburt, ob eine Blutgruppenunverträglichkeit vorliegt und überprüfen täglich mit einem Lichttest (Bilirubin-Index) die Gelbfärbung der Haut. Wenn zu hohe Werte angezeigt werden muss der Bilirubinwert in einigen Tropfen Blut nachgemessen werden, da nur diese Messung wirklich zuverlässig ist. Die Behandlung der Gelbsucht wird heutzutage mit intensivem Blaulicht (kein UV-Licht!) durchgeführt. Diese Phototherapie findet auf der Station 58 oder Station 54 statt, und ist bei ca. 3% aller Neugeborenen nötig.

Informationen zur Versorgung Ihres Neugeborenen

Für Schwangere, die einerseits möglichst früh mit Ihrem Neugeborenen zu Hause sein möchten, andererseits aber die Sicherheit einer Klinikgeburt mit der Möglichkeit eines schnellen Eingreifens im Problemfall nicht missen möchten, ist die so genannte ambulante Geburt eine gute Alternative. In der Regel können Sie mit Ihrem neugeborenen Kind etwa sechs Stunden nach der Geburt die Klinik wieder verlassen, wenn keine Risikofaktoren vorliegen.

Die prophylaktischen kinderärztlichen Untersuchungen (sogenannte U-Untersuchungen) und die weiteren prophylaktischen Maßnahmen werden bei der ambulanten Geburt durch Ihren Kinderarzt bzw. Ihre Hebamme übernommen.

Wir empfehlen keine ambulante Geburt, wenn

  • während der Schwangerschaft oder der Geburt Warnzeichen auftraten, die für die Mutter oder das Neugeborene ein erhöhtes Risiko bedeuten
  • das Neugeborene nach der Geburt Auffälligkeiten wie zum Beispiel Anpassungsstörungen zeigt.

Ein Teil der Neugeborenen hat ein erhöhtes Risiko, nach der Geburt zu erkranken. Diese Neugeborenen müssen überwacht werden, um frühzeitig bei Bedarf eine notwendige Behandlung durchführen zu können.

Die häufigsten Risiken sind:

  • Erhöhtes Infektionsrisiko
    • B-Streptokokken-Nachweis bei der Mutter
    • vorzeitiger Blasensprung, d.h. mehr als 18 Stunden vor Geburt
    • Infektionen bei der Mutter
  • Probleme unter der Geburt
  • zu kleine oder zu schwere Neugeborene
  • Frühgeburtlichkeit
  • Herzrhythmus-Störungen
  • Starke Schmerzmittel unter der Geburt

Häufig können die Neugeborenen trotz dieser Risiken bei Ihrer Mutter bleiben und werden dort überwacht. Einige Kinder müssen jedoch auf der Neugeborenen-Überwachungsstation der Kinderklinik überwacht werden. Diese befindet sich ganz in der Nähe der Wöchnerinnenstation. Auch diese Neugeborenen können in vielen Fällen zwischendurch ins Zimmer der Mutter gebracht werden. Wir bemühen uns, die Trennung so kurz wie möglich zu halten. In allen Fällen können die Mütter zu jeder Zeit ihre Neugeborenen auf der Überwachungsstation besuchen, versorgen und stillen.

Um eine höchstmögliche Sicherheit für die Neugeborenen zu bieten, ist ein Kinderarzt bei allen Geburten mit erhöhtem Risiko anwesend. Falls die Überwachung leichte Störungen oder Erkrankungen zeigt, wie z.B.

  • leichte Infektionen
  • Temperaturschwankungen (meist Unterkühlung)
  • Blutzuckerstörungen (meist Unterzuckerung)
  • Neugeborenengelbsucht
  • leichte Frühgeburtlichkeit

können diese Neugeborenen in der Regel auf der Neugeborenen-Station behandelt werden. Wenn die Erkrankung sich bessert, können diese Neugeborenen in vielen Fällen zwischendurch ins Zimmer der Mutter.
Nur bei schwereren Erkrankungen erfolgt die Verlegung auf die neonatologische  Intensivüberwachungsstation oder die neonatologische  Intensivtherapiestation.

Aus kinderärztlicher Sicht ist die Ernährung des reifen und gesunden Neugeborenen mit Muttermilch optimal. Mindestens 6 Monate zu stillen ist der einfachste und beste Weg. Wenn das Stillen nicht klappt (bei ca. 5 - 10% aller Mütter), dann gibt es heute hervorragende Neugeborenen- und Säuglingsnahrung, die Ihr Kind mit allem Nötigen versorgt. Sogar Allergieprävention ist möglich - wir beraten Sie dabei gerne.

In der Regel ist bei erfolgreichem Stillen eine zusätzliche Flüssigkeits- bzw. Nahrungsgabe nicht notwendig. Unter bestimmten Umständen kann aber eine zusätzliche Gabe sinnvoll oder sogar notwendig sein.

Eine reine Flüssigkeitszufuhr empfiehlt sich bei:

  • Flüssigkeitsverlust (z.B. bei übertragenen Neugeborenen)
  • hoher Umgebungstemperatur (Sommer)
  • ausgeprägter Unruhe (Durst)
  • Durstfieber

Neugeborene mit verminderten Reserven (untergewichtige Neugeborene, Frühgeborene), aber auch übergewichtige Neugeborene und Kinder von Müttern mit Diabetes während der Schwangerschaft, neigen zur Unterzuckerung, die im Einzelfall gefährlich werden kann. Deshalb ist hier eine frühzeitige Zufütterung mit kalorienhaltigeren Präparaten bis zum Milcheinschuss notwendig. Wenn darunter die Blutzuckerwerte normal bleiben, kann die Blutzuckerüberwachung rasch reduziert werden. Auch bei verzögertem Milcheinschuss kann eine vorübergehende Zufütterung sinnvoll sein.

Wenn die Kinder erst nach dem Anlegen gefüttert werden, ist das Stillen der Kinder nicht gefährdet.

In den ersten Tagen nach der Entlassung aus der Klinik erhalten Sie Betreuung und Beratung durch Ihre Hebamme. Die nächste Untersuchung erfolgt beim Kinderarzt in der Regel mit 4-6 Wochen (U3). Zu diesem Zeitpunkt wird auch eine Hüftsonographie durchgeführt. Bei frühzeitiger Entlassung übernimmt Ihr Kinderarzt auch schon die U2 (4.-10. Lebenstag) und die übrigen vorbeugenden Maßnahmen. Falls Probleme mit Ihrem Baby auftreten, wenden Sie sich sofort an Ihren Kinderarzt oder im Notfall auch an unsere Kinderklinik.

Etwa ab der 2. Lebenswoche sollte die Prophylaxe gegen Rachitis (Vitamin D) und Karies (Fluoride) durch D-Fluoretten / Fluor-Vigantoletten beginnen. Dazu geben Sie einmal täglich eine in etwas Flüssigkeit aufgelöste Tablette. Die anstehenden Impfungen sollten Sie bei der U3 mit Ihrem Kinderarzt besprechen. Die empfohlenen Impfungen haben wir im gelben Untersuchungsheft für Sie zusammengestellt.

Wissenschaftliche Untersuchungen zum Plötzlichen Säuglingstod (SIDS - Sudden Infant Death Syndrome) beweisen, dass mögliche Ursachen durch einfache Maßnahmen im häuslichen Bereich vermieden werden können.

  • Legen Sie Ihr Kind zum Schlafen auf den Rücken
  • Lassen Sie Ihr Kind bei Ihnen im Zimmer, aber im eigenen Bett schlafen
  • Verwenden Sie keine weiche Matratze/Unterlagen für Ihr Kind
  • Legen Sie Ihr Kind zum Schlafen in einen Schlafsack. Benutzen Sie kein Kissen
  • Vermeiden Sie Überwärmung: 18°C Raumtemperatur und ein Schlafsack sind in der Regel genug
  • Stillen Sie Ihr Kind, wenn möglich; die allgemeine Stillempfehlung lautet 6 Monate ausschließliches Stillen. Achten Sie beim Stillen darauf, dass die Nase des Säuglings immer frei ist, damit er gut Luft bekommt
  • Sorgen Sie für eine rauchfreie Umgebung
  • Sie können Ihrem Kind zum Schlafen einen Schnuller anbieten (kein Zwang, d.h. beim schlafenden Kind ist ein Schnuller nicht notwendig)
Und noch ein Tip

Säuglingen, die die empfohlenen Impfungen erhalten, haben ein geringeres Risiko am Plötzlichen Säuglingstod zu sterben als ungeimpfte Kinder.

Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ärzte Ihres Vertrauens. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Sie auch auf der Informationsseite 

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