Apotheker und Apothekerinnen auf Station

Apotheker und Apothekerinnen auf Station

Eine sichere Arzneimitteltherapie beginnt mit hervorragender Zusammenarbeit. Im Klinikalltag arbeiten unsere Apothekerinnen und Apotheker Hand in Hand mit Ärzten und Pflegekräften. Direkt auf den Stationen stehen sie als kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Seite, beantworten Fragestellungen rund um die Medikation und sorgen dafür, dass den Patienten eine Medikation in optimaler Dosierung und bestmöglicher Verträglichkeit zur Verfügung gestellt wird.

Sie sind beispielsweise auf den Intensivstationen der Erwachsenen sowie in der Geriatrie tätig. Seit 2024 liegt ein besonderer Schwerpunkt der Stationsarbeit in der Kinderklinik und Neonatologie. Durch neu geschaffene Stellen steht hier ein engagiertes Team zur Verfügung, das sich den speziellen Anforderungen und Besonderheiten der kindgerechten Arzneimitteltherapie widmet. Viele Arzneimittel sind nicht für Kinder zugelassen, existieren nicht in kindgerechter Dosierung oder Darreichungsform oder enthalten ungeeignete Bestandteile. Das Ziel ist – bereits die jüngsten Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen. Dafür setzen wir unser Fachwissen, unsere Erfahrung und unsere Leidenschaft ein.

Visitenbegleitung

Unsere Stationsapothekerinnen und -apotheker begleiten regelmäßig Visiten und prüfen dabei die ärztlichen Verordnungen auf die korrekte Dosierung, geeignete Art der Verabreichung und mögliche Wechselwirkungen zwischen den Arzneimitteln. Denn solche Wechselwirkungen können die Wirkung eines Arzneimittels abschwächen, verstärken oder unerwünschte Nebenwirkungen auslösen.

Ziel ist es, diese unerwünschten Effekte zu vermeiden und die Therapie optimal auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abzustimmen. Das kann zum Beispiel durch eine Anpassung der Dosierung oder den Wechsel zu einem besser geeigneten Wirkstoff erreicht werden. So ist eine passgenaue und sichere Arzneimitteltherapie möglich
Bei der Visite
Perfusorenbaum
Perfusorenbaum

Bei schwerkranken Patienten oder Patientinnen ist es häufig notwendig, mehrere Medikamente gleichzeitig intravenös zu verabreichen. Dabei ist besondere Sorgfalt gefragt, denn Arzneistofflösungen dürfen nicht einfach unkritisch gemischt werden, da Unverträglichkeiten, sogenannte „Inkompatibilitäten“, entstehen können - etwa Trübungen oder Abbaureaktionen, die zu einem Wirkverlust oder anderen Komplikationen führen können. Stationsapothekerinnen und -apotheker können hier frühzeitig Probleme erkennen und wertvolle Hilfestellung bieten.

Im Bereich der Kinderklinik sind bereits mehrere Stationen in das Konzept integriert, darunter die Neuropädiatrie, die pädiatrische Kardiologie, die Kinderchirurgie sowie die Kinderintensivstation. Auf jeder dieser Stationen begleitet bis zu dreimal pro Woche eine Apothekerin oder ein Apotheker die Visite. Zusätzlich ist unter der Woche jederzeit eine telefonische Erreichbarkeit gewährleistet. Mit ihrer pharmazeutischen Expertise unterstützen Stationsapothekerinnen und Stationsapotheker das interdisziplinäre Team dabei, kindgerechte Dosierungen zu berechnen und geeignete Darreichungsformen auszuwählen. So wird sichergestellt, dass jedes Kind die Therapie erhält, die optimal auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Jährlich kommen in Deutschland ca. 60.000 Kinder zu früh zur Welt. Viele von ihnen wiegen bei der Geburt weniger als 1500 g, wenn sie vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden. Um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, gelten spezielle Anforderungen auch an die Medikation. Diese zu optimieren und dem Team für fachliche Fragen zur Seite zu stehen, ist Aufgabe der hier tätigen Stationsapothekerin. Neben der richtigen Dosis und möglicherweise auftretenden Wechselwirkungen muss die intravenöse Medikation auf mögliche „Unverträglichkeiten“ (z.B. Ausflocken) geprüft werden, etwa wenn zwei Medikamente gleichzeitig über eine Infusion verabreicht werden. Anders als bei größeren Kindern oder Erwachsenen kann Frühgeborenen nämlich häufig nur ein einziger intravenöser Zugang gelegt werden. Auch Blutabnahmen zur Bestimmung bestimmter Arzneimittelkonzentrationen im Blut sind nicht ohne weiteres möglich. Apothekenbegleitete Stationsarbeit auf der neonatologischen Intensivstation bedeutet somit, dass die täglichen Visiten der Frühgeborenen und kranken Neugeborenen durch wertvolle pharmakologisch-pharmazeutische Expertise ergänzt werden – für eine sichere und passgenaue Therapie von Anfang an.

Therapeutisches Drug Monitoring

Für bestimmte Arzneistoffe können durch Therapeutisches Drug Monitoring (TDM), die Wirkstoffkonzentrationen im Blut genau gemessen und die Dosierungen bei Bedarf individuell angepasst werden. Hierbei unterstützen und beraten die StationsapothekerInnen Ärzte und Pflegepersonal und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur sicheren Anwendung kritischer Medikamente. Darüber hinaus bringen die StationsapothekerInnen ihr Fachwissen bei der Erstellung von interdisziplinären Standards und Leitlinien ein – ein Beitrag, von dem das gesamte Behandlungsteam und letztlich alle Patientinnen und Patienten profitieren.

Pipetten im Halter

Antibiotic Stewardship (ABS)

Auch im Bereich des Antibiotic Stewardship (ABS) spielen unsere Stationsapothekerinnen und Stationsapotheker eine zentrale Rolle. Dabei geht es um Fragen: Gelangt das Antibiotikum an den Infektionsort? Ist die Dosis ausreichend, um den Erreger wirksam zu bekämpfen? Oder muss die Dosierung an die veränderte Nieren- oder Leberfunktion angepasst werden? Im interdisziplinären ABS-Team bestehend aus Expertinnen und Experten aus Infektiologie, Mikrobiologie, Virologie und Apotheke wird der gezielte und verantwortungsvolle Einsatz von Antibiotika hinsichtlich Indikation, Auswahl und Dosierung überwacht. So tragen die Stationsapothekerinnen und Stationsapotheker nicht nur zur Optimierung der Behandlungsergebnisse bei, sondern auch zur Vermeidung von Resistenzen.

Arzneimittelherstellung für die Kinderklinik und Neonatologie

In der Universitätsapotheke werden für die Neonatologie und einen Großteil der Kinderklinik Arzneimittel, die als Infusion oder Injektion gegeben werden, sogenannte parenteralen Arzneimittel und parenterale Ernährungslösungen (TPN) hergestellt. Nach der Plausibilitätspüfung durch ApothekerInnen erfolgt die Herstellung in einem speziellen Reinraum unter streng aseptischen Bedingungen. Die zentrale Herstellung gewährleistet nicht nur höchste Sicherheit und Qualität in der Versorgung, sondern entlastet gleichzeitig das Pflegepersonal auf den Stationen erheblich. 

Arzneimittelbeschaffung und richtige Lagerung

Die Stationsapotheker sind für das Pflegepersonal verlässliche und kompetente Ansprechpartner - von Fragen zur Beschaffung über die richtige Lagerung bis hin zur Zubereitung und Verabreichung von Medikamenten. Besonders in Zeiten von Lieferschwierigkeiten zeigt sich ihre Expertise. Oft müssen Präparate ausgetauscht oder geeignete Alternativen gefunden werden, manchmal auch durch Arzneimittel aus dem Ausland.

Schulungen durch Stationsapotheker und -apothekerinnen

Stationsapotheker und Stationsapothekerinnen leisten weit mehr als die Begleitung der Arzneimitteltherapie auf Station – sie geben ihr Wissen aktiv weiter und schulen das Klinikpersonal. Dazu gehören praxisnahe Herstellungsschulungen für MFAs, die Einführung in die digitale Patientenakte und Umgang mit modernen Visitenprogrammen ebenso wie regelmäßige Fortbildungen für Pflegekräfte. Auch in der akademischen Lehre sind sie eingebunden: Durch Vorträge, etwa im Studiengang Hebammenwissenschaften, vermitteln sie pharmazeutisches Fachwissen an die nächste Generation. Ärztinnen, Ärzte und Pflegende profitieren zudem von regelmäßigen Updates zu aktuellen Arzneimittelthemen – ein Plus an Sicherheit und Qualität in der täglichen Patientenversorgung.

„Elternschulung“ im Rahmen des Entlassmanagements

In der Kinderklinik trägt eine gezielte Elternschulung im Rahmen des Entlassmanagements entscheidend dazu bei, bei bestimmten Patientengruppen, den Erfolg der Arzneimitteltherapie zu sichern und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Der Übergang von der stationären Versorgung in den Alltag wird dadurch deutlich sicherer.

Denn Angehörige spielen eine große Rolle in der Betreuung kranker Kinder. Damit die Versorgung auch nach der Entlassung aus dem Klinikum reibungslos gelingt bietet die Kinderkardiologie bereits regelmäßig sogenannte „Elternschulungen“ an. Dabei lernen Eltern und Sorgeberechtigte die richtige Zubereitung und Verabreichung der verordneten Medikamente und erfahren, worauf dabei zu achten ist. Dieses erfolgreiche Konzept wird nun schrittweise auf den Bereich der lebertransplantierten Kinder und der Frühgeborenen erweitert. So kann sichergestellt werden, dass besonders vulnerable Patientengruppen nach ihrer Entlassung optimal versorgt sind und die Familien die nötige Sicherheit im Umgang mit den Arzneimitteln haben.