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Arbeitsgruppe Stressprävention und personalisierte Versorgung in der Arbeits- und Ausbildungswelt

Das moderne Verständnis von Gesundheit ist durch einen multidimensionalen biopsychosozialen Ansatz gekennzeichnet, der psychische Gesundheit als kontextspezifisch und abhängig vom sozialen Bezugsrahmen einer Person betrachtet. Einige dieser Kontextfaktoren sind im Arbeits- und Ausbildungsumfeld zu finden und können sich im positiven Sinne manifestieren, z.B. durch, Anerkennung, Unterstützung und Sinnhaftigkeit, die Möglichkeit, kreativ und produktiv zu sein, persönliche Entwicklung oder durch positive Erfahrungen mit MentorInnen, KollegInnen und Führungskräften. Sie können sich aber auch negativ manifestieren, z.B. wenn Arbeitsstress durch potenzielle Stressoren wie qualitative und quantitative Anforderungen, negatives Führungsverhalten und die Erfahrung von Ungerechtigkeit entsteht. Spezifische arbeitsbezogene und private Stressoren sowie ein Missverhältnis von Bewältigungsstrategien und Resilienzfaktoren wirken sich somit auf die Entstehung und Aufrechterhaltung von Stressfolgestörungen aus.

Leitung

Dr. Dipl.-Psych. Rebecca Sarah Erschens

Personenprofil: Mehr zur Person

Thematische Einordnung des Arbeitsbereichs

Bestimmte Unternehmensformen, Arbeitsplätze und Personengruppen sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und benötigen zukunftsorientierte, personalisierte Präventions- und Unterstützungsangebote:

  • Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs): Durch spezielle Organisationsstrukturen und spezifische Belastungsfaktoren wie Mehrfachrollen, lange Arbeitszeiten und Sandwich- bzw. Alleinentscheidungspositionen erleben Führungskräfte häufig erhöhte Stressbelastungen. Da sie durch ihr Führungsverhalten die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich beeinflussen, kommt den Führungskräften eine wichtige Rolle bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung des Arbeitsplatzes zu.

  • MitarbeiterInnen am Arbeitsplatz Krankenhaus: Krankenhäuser sind hochkomplexe Arbeitsplätze: Unterschiedliche Berufsgruppen verfolgen gemeinsam das Ziel einer exzellenten Patientenversorgung bei zunehmender Arbeitsverdichtung, Fachkräftemangel, sozialen Krisen, demografischem Wandel und reduzierten finanziellen Ressourcen. Für eine erfolgreiche betriebliche Gesundheitsförderung bedarf es sowohl fester Strukturen als auch einer umfassenden Strategie, die alle relevanten Akteure einbezieht. Die wissenschaftliche Evidenz zeigt deutlich, dass Führungskräfte einen erheblichen Einfluss auf das Stresserleben ihrer Mitarbeiter haben können. Dies unterstreicht die Bedeutung der Schulung von Führungskräften in gesundheitsförderlichen, beziehungsorientierten Führungsstilen, sowie umfassende Interventionen zur Stressreduktion und Gesundheitsförderung auf allen Hierarchieebenen und in allen Berufsgruppen des Gesundheitssektors.
  • Studierende der Humanmedizin weisen bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere Spitzenwerte bei Burnout und Stressfolgestörungen auf. Bereits interessierte Oberstufenschüler oder kürzlich Immatrikulierte weisen einen ähnlichen Trend auf. Ein effektives studentisches Gesundheitsmanagement bzw. curriculare Einheiten zur Prävention psychischer Belastungen in frühen Phasen der universitären Ausbildung können neben der Vermittlung medizinischen Wissens und ärztlicher Fertigkeiten frühzeitig die Anforderung des Arztberufes mitadressieren. Spezifische Interventionen zur Stressreduktion bzw. zur Förderung von Resilienz und Stressbewältigung weisen eine hohe Wirksamkeit auf. Zudem spielen soziale Beziehungen während des Studiums in der Ressourcen-Stressoren-Dyade eine schützende und regulierende Rolle.

  • Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, leiden häufiger unter psychischen Symptomen wie Angst und Depressivität als Erwerbstätige. Für die Jobcenter stellen psychische Probleme ein häufiges Vermittlungshemmnis in den allgemeinen Arbeitsmarkt dar, da sich Arbeitslosigkeit und psychische Beeinträchtigung in einem Teufelskreis gegenseitig verstärken und zur Chronifizierung beitragen. Hinzu kommt, dass viele psychisch kranke Arbeitslose ihren Hilfebedarf u.a. aus Angst vor Stigmatisierung oder Scham nicht artikulieren; zusätzlich erschwert wird deren Situation durch die langen Wartezeiten für ambulante Psychotherapien in Deutschland.

Leitbild des Arbeitsbereichs

Gruppenfoto

Der Arbeitsbereich verbindet interprofessionelle Expertise in der Prävention und personalisierten Versorgung von belasteten Individuen und Risikogruppen im oben beschriebenen Kontext von Arbeit(slosigkeit) und Ausbildung.

Wir sind ein motiviertes Team von qualifizierten WissenschaftlerInnen, PsychologInnen, Psychologischen PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und GenesungsbegleiterInnen. Gemeinsam arbeiten und forschen wir mit und für Menschen mit einem erhöhten Risiko oder bereits manifesten psychischen/psychosomatischen Erkrankungen. Im Rahmen von innovativen Forschungsverbünden und mit verschiedenen Praxispartnern werden Forschungsprojekte mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der psychischen Gesundheit unserer Zielgruppe durchgeführt. Unsere Forschungsprojekte werden u.a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Medizinischen Fakultät (MFT) mit einem aktuellen Fördervolumen von 1,9 Mio. gefördert.

Unsere Forschungsinteressen

  • Studierendengesundheit: Spezifische Stressoren, Resilienzfaktoren und Interventionen bei und für Studierende der Humanmedizin
  • Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz Krankenhaus 
  • Einfluss relationaler Führungskompetenz am Arbeitsplatz Krankenhaus
  • Implementierung und Evaluation gesundheitsförderlicher Interventionen für Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und deren Wirkung auf die Mitarbeitenden
  • Führung – Gesundheit – Beziehung: Zusammenhang zwischen Strukturmerkmalen der Persönlichkeit von Führungskräften in KMU und der erlebten Beziehungsqualität zu ihren Mitarbeitenden
  • Zusammenhang von sozialer Inklusion, Hilfesuchverhalten und psychosomatischen Beschwerden bei Menschen in Arbeitslosigkeit

Forschungsprojekte

Zertifikate und Verbände

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