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TÜ-BeWell

Ein Curriculum zur Förderung von
Wohlbefinden und Selbstfürsorge im Medizinstudium

Projektleitung

Hintergrund

Das Studium der Humanmedizin gehört zu den anspruchsvollsten Studiengängen und ist sowohl durch fordernde Lehrveranstaltungen und einen straffen Stundenplan als auch durch eine hohe Arbeitsbelastung gekennzeichnet. Darüber hinaus stehen angehende Ärzte und Ärztinnen vor emotionalen Herausforderungen, die mit dem Umgang mit Krankheit und Tod einhergehen. Internationale Literaturübersichtsarbeiten zeigen, dass insbesondere Medizinstudierende,  Ärztinnen und Ärzte eine Hochrisikogruppe für mentalen Distress und Burnout darstellen. Auch Vorarbeiten der Projektleitung zeigen auffällige Prävalenzen für Hochstresserleben, Burnout-Belastung sowie Angst- und Depressionserleben bei Medizinstudierenden. Dabei wiesen studienbezogene Stressoren den stärksten Zusammenhang mit Stresserleben auf. Außerdem konnten Frauen und internationale Studierende als Subgruppe mit einem besonders hohen Belastungsempfinden identifiziert werden. 

Psychische Belastung bei Medizinstudierenden kann durch funktionale Bewältigungsstrategien und Interventionen reduziert werden. Beispielsweise konnten in verschiedenen Studien soziale Unterstützung durch Dozierende sowie Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken als besonders wirksame Strategien identifiziert werden. Aktuelle Literaturübersichten zu Interventionen zur Resilienzförderung zeigen sowohl für Medizinstudierende als auch für Angehörige der Gesundheitsberufe positive Effekte hinsichtlich des Resilienzerlebens und der Reduktion von Symptomen von Stressfolgestörungen. 

Auf Medizinstudierende zugeschnittenen Interventionen können einen wertvollen Beitrag zur Förderung der mentalen Gesundheit leisten. Eine Forschungslücke besteht bislang in der Integration psychoedukativer Lehrinhalte und Techniken zur Förderung des mentalten Wohlbefindens in das medizinische Curriculum. Die Vorteile von intracurricularen Interventionen liegen zum einen darin, dass keine zusätzliche zeitliche Belastung für die Medizinstudierenden entsteht, und zum anderen darin, dass die Interventionen möglicherweise langfristiger und weniger selektiv (regelmäßiges Angebot für alle) etabliert werden können.

Ablauf des Gesamtprojekts

Im Rahmen der Bedarfsanalyse werden die Bedürfnisse und Wünsche von Medizinstudierenden an ein Curriculum zur Förderung von Wohlbefinden und Selbstfürsorge über qualitative Interviews und eine Fragebogenerhebung erfasst. Die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse werden bei der detaillierten Konzeption der Inhalte des Curriculums und des Wahlfachs in das bereits entwickelte Ideengerüst (siehe Abbildung 2) mit eingeflochten. Das Curriculum ist longitudinal und wird in der fachspezifischen Lehre der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie verankert, sodass kein zusätzlicher zeitlicher Aufwand für die Medizinstudierenden entsteht. Anschließend erfolgten die Umsetzung und Evaluation der einzelnen Bausteine des Curriculums.


Abb1.: Ablauf des Gesamtprojekts

Übersicht über Ablauf und
Inhalte des Curriculums

Das Curriculum TÜ-BeWell soll Medizinstudierenden Wissen und Kompetenzen zu eigenen Stressoren und Resilienzfaktoren vermitteln. Es trägt dazu bei, die vielfältigen Anforderungen ärztlicher Tätigkeit frühzeitig zu thematisieren und gesunde, kompetente und empathische zukünftige Ärzte und Ärztinnen auszubilden. 

Übersicht über Ablauf und Inhalte des Curriculums
Abb2.: Übersicht über Ablauf und Inhalte des Curriculums

Das Basiscurriculum („TÜ-BeWell-Basic“) findet im 3. Semester in der Lehrveranstaltung „I-Tüpferl Kommunikation und Interaktion“ statt. Es werden Informationen zu Stressoren und Resilienzfaktoren zur Selbstfürsorge und Grundfertigkeiten der Achtsamkeit vermittelt. 

„TÜ-BeWell-Advanced“ findet im 6. Semester im Rahmen der Lehrveranstaltung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie statt. Ziel ist die Vermittlung vertiefender Resilienz-Kompetenzen aus dem Bereich der 3. Welle Verhaltenstherapie . Außerdem werden Themen wie Selbstwirksamkeit, Stress-Bewältigungsstrategien und das Erlernen eines positiveren Attributionsstils adressiert. 

Im 9. Semester innerhalb des Seminars „Breaking Bad News“ (Blockpraktikum der inneren Medizin) wird die dritte kurze Einheit („TÜ-BeWell-Empathic“) verankert. Die Studierenden werden für die im Arztberuf relevanten Themen „Mitgefühlsmüdigkeit“ und „sekundäre Traumatisierung“ sensibilisiert und erhalten entsprechende Übungen und Strategien zur weiteren Anwendung. 

Das Wahlfach (”TÜ-BeWell-United”) umfasst ein Best-Off des Gesamtcurriculums und bietet Medizinstudierenden aller Semesterstufen die Möglichkeit sich mit in den anderen Bausteinen adressierten Themen über einen längeren Zeitraum intensiv zu beschäftigen. Ein reflection diary bietet während des gesamten Curriculums und zwischen den Modulen Unterstützung bei der Reflexion, eine Zusammenfassung der Konzepte, ergänzende Übungen und Platz für eigene Reflexion und Notizen.

Uni-Logo

Projektförderung

Qualitätsoffensive Lehre zur Förderung umfassender und nachhaltiger Innovation in der Lehre an der medizinischen Fakultät Tübingen (PROFILplus).

Förderdauer: 2024-2026

Zertifikate und Verbände

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