Die Cytogenetik beschäftigt sich mit der Analyse der Chromosomen (aus dem Griechischen: chroma = Farbe, soma = Körperchen, also „Farbkörperchen”). Chromosomen sind die Träger der Erbanlagen (Gene). Nach einer Kultivierung und Aufarbeitung von Zellen kann man die Chromosomen mittels spezieller Färbetechniken sichtbar machen, so dass sie am Lichtmikroskop ausgewertet werden können.
Cytogenetik
Der Mensch besitzt insgesamt 46 Chromosomen: 22 Autosomenpaare und zwei Geschlechtschromosomen. Dabei stammt immer eines der Chromosomen vom Vater und das andere Chromosom von der Mutter. Ein wie in den Abbildungen dargestellter sortierter Chromosomensatz wird auch Karyotyp genannt.
Eine Veränderung der Zahl und/oder der Struktur der Chromosomen kann Ursache für viele Probleme sein:
- angeborene Entwicklungsstörungen (geistige und/oder körperliche Behinderungen)
- unerfüllter Kinderwunsch (Sterilität)
- gehäufte Fehlgeburten
- somatische Chromosomenstörungen in Tumorzellen
Durch eine Chromosomenanalyse wird an einer größeren Anzahl von Mitosen (mindestens 10-15) eine numerische und strukturelle Beurteilung der einzelnen Chromosomen vorgenommen. Das Ergebnis einer solchen Chromosomenanalyse gibt eine hohe, aber keine absolute Sicherheit. Mittels Chromosomenanalyse können nur solche Veränderungen nachgewiesen werden, die im Lichtmikroskop sichtbar sind. Kleinere strukturelle Aberrationen (z.B. Mikrodeletionen), geringgradige Mosaike (das gleichzeitige Vorhandensein von Zellen mit normalem Chromosomensatz und Zellen mit auffälligem Chromosomensatz in einem Individuum) oder Genmutationen lassen sich mit den in der Routinediagnostik angewandten Methoden nicht nachweisen.
In den letzten Jahren sind die Analysemethoden verfeinert und erweitert worden. So kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, auch bei unauffälligem Vorbefund eine Chromosomenanalyse zu wiederholen und gegebenenfalls um spezifische Techniken zu erweitern (molekular-cytogenetische Untersuchungen oder spezifische molekulargenetische Analysen). Dies kann besonders dann zutreffen, wenn der Vorbefund schon längere Zeit zurück liegt oder sich die Fragestellung geändert bzw. präzisiert hat.
Chromosomenanalyse
Eine klassische Chromosomenanalyse gehört auch heute noch zu den wichtigen Basisuntersuchungen einer genetischen Analyse.
Postnatal erfolgt die Analyse aus kultivierten Blutlymphocyten oder Abortgewebe, bei speziellen Fragestellungen (z.B. Mosaikabklärung) z.B. auch aus einer Hautbiopsie. Pränatal erfolgt die Analyse aus Chorionzotten, Amnionzellen und Nabelschnurblut. Bei vielen Indikationen kann es sinnvoll sein, die Analyse mit einer genetischen Beratung zu kombinieren.
Durch die Chromosomenanalyse können numerische Chromosomenstörungen, wie z.B. ein Down-Syndrom diagnostiziert werden. Außerdem können strukturelle chromosomale Veränderungen festgestellt werden (z.B. unbalanciert bei auffälligen Individuen oder balanciert bei gesunden Personen mit unerfülltem Kinderwunsch, gehäuften Aborten oder einem Angehörigen mit einer Chromosomenstörung). Zusätzliche Techniken, wie die Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung (FISH), ermöglichen die gezielte Analyse kleiner Anomalien im submikroskopischen Bereich. Zur Gruppe dieser Anomalien gehören zum Beispiel Mikrodeletionssyndrome. Besteht z.B. der klinische Verdacht auf ein Prader-Willi- oder DiGeorge-Syndrom, kann gezielt eine FISH-Sonde (fluoreszenzmarkierte DNA-Sonde) auf ein Chromosomenpräparat hybridisiert werden, um die entsprechende Mikrodeletion nachzuweisen oder auszuschließen.
Neben anderen Anwendungen ist ein wichtiges Einsatzgebiet spezifischer FISH-Sonden der pränatale Schnelltest. Innerhalb eines Arbeitstages kann aus unkultivierten Fruchtwasserzellen festgestellt werden, ob eine numerische Störung der Chromosomen 13, 18, 21 (lebensfähige Trisomien) bzw. der Geschlechtschromosomen vorliegt.
Materialart, -entnahme und Versand
Materialart, -entnahme und Versand Cytogenetische Analysen sind gesetzliche Kassenleistungen. Bitte fügen Sie eine Überweisung (Muster 10) bei. Erforderlich ist außerdem eine Einverständniserklärung nach GenDG. Sterile Probenentnahme und unmittelbarer Versand an unser Labor (bei Raumtemperatur). Die Qualität des Ergebnisses hängt entscheidend von der Qualität der eingehenden Probe ab. Je frischer und weniger traumatisiert die Probe ist, desto besser! Postnatal: Pränatal: Heparinblut (mind.2 ml) Chorionzotten (mind. 15 mg) |
Cytogenetische Pränataldiagnostik
Indikationen (pränatal):
- Auffälliger Ultraschall (z.B. erhöhte Nackentransparenz, Fehlbildungen)
- Abklärung eines auffälligen Ersttrimester-Screenings
- Abklärung eines auffälligen nichtinvasiven Pränatal-Tests
- Bekannte familiäre strukturelle Chromosomenstörung
- Parallel Abklärung einer bekannten molekulargenetisch gesicherten Erkrankung
- Mütterliche Angst vor einem Kind mit Chromosomenstörung
Cytogenetische Postnataldiagnostik
Indikationen (postnatal):
- V.a. eine Chromosomenstörung (z.B. Down-Syndrom)
- Neugeborene mit Auffälligkeiten, angeborenen Fehlbildungen
- Neugeborene mit Hypospadie, Klitorishyperplasie oder intersexuellem Genitale
- Kinder mit einer Entwicklungsretardierung, u./o. Verhaltensauffälligkeiten u./o. Fehlbildungen
- Kinder mit einer auffälligen Pubertätsentwicklung
- Kinder mit unklarem Kleinwuchs oder Großwuchs
- Männer mit Gynäkomastie, kleinen Testes
- Verwandte von Personen mit einer bekannten strukturellen Chromosomenaberration
Kinderwunschpaare
- Frauen mit prim. oder sek. Amenorrhoe bzw. prämaturerer Menopause
- Männer mit Azoospermie oder Oligozoospermie
- Paare mit unerfülltem Kinderwunsch (vor IVF/ICSI)
- Paare mit zwei oder mehr Aborten bzw. Totgeburten
Häufigkeit von Chromosomenstörungen
Häufigkeit von Chromosomenstörungen: | |
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Fehlgeburtsmaterial: | 50% |
Totgeburt: | 5% |
Kinder mit angeborenen Fehlbildungen | Kinder mit angeborenen Fehlbildungen |
Bei Neugeborenen: | a. 0,5% |
Häufigkeit von Chromosomenstörungen bei ungewollter Kinderlosigkeit (Sterilität): | Männer: 6-12% Frauen: 2-6% |
Häufigkeit von Chromosomenstörungen bei wiederholten Aborten: | 5-7% bei einem der Partner (ab der 3. Fehlgeburt) |
Methode der FISH (Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung)
Die FISH ermöglicht die Detektion von lichtmikroskopisch nicht erkennbaren Mikrodeletionen oder -duplikationen, kann z. B. komplexere chromosomale Umbauten bestätigen und pränatal innerhalb weniger Tage i.R. des pränatalen Schnelltests eine Verdachtsdiagnose (z.B. auf ein Down-Syndrom) bestätigen oder ausräumen.
Zertifikate und Verbände
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Die Altersvorsorge für den Öffentlichen Dienst