In wenigen Zentren weltweit wird ein vorgeburtlicher Verschluss des Rückens durch Öffnen der Gebärmutter und chirurgischem Verschluss des Rückenmarks, analog dem Verschluss nach der Geburt, durchgeführt. Eine große Studie in den USA (sog. MOMS-Studie) hat gezeigt, dass das Risiko für Mutter und Kind zwar erhöht ist, aber in vertretbaren Grenzen liegt, und die Wahrscheinlichkeit von Hydrocephalus, Chiari-II-Fehlbildungen und schweren Lähmungserscheinungen in den Beinen gesenkt werden kann. Eine geringere Rate an Blasenfunktionsstörungen wird in der Regel nicht erreicht werden kann, ist noch unklar. Je nach Zentrum dieser Kinder kommen infolge der vorgeburtlichen Operation, die zwischen der 21. und 26. Schwangerschaftswoche erfolgen muss, ein signifikanter Anteil der Kinder als Frühgeborene zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche zur Welt. In dem Zeitraum zwischen vorgeburtlicher Operation und Geburt werden Mutter und Kind sehr engmaschig und oft auch über längere Zeit im Krankenhaus überwacht.
Wir kooperieren im Süddeutschen Raum mit dem Universitätsspital Zürich, welches die größte Erfahrung hat, sowie mit den Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim.
Im letztern Zentrum wird ein endoskopisches Verfahren durch einen hochspezialisierten Kinderarzt praktiziert, bei dem der Defekt am Rückenmark nicht verschlossen sondern „abgedeckt“ wird. Der primäre Zweck der Operation, nämlich den Verlust von Hirnwasser über den offenen Rücken im Mutterleib zu stoppen, und auch einen Schutz des Rückenmarks vor Einflüssen des Fruchtwassers zu bewirken, wird durch diese Form des Eingriffs ebenfalls erreicht. Bislang sind für diese Behandlungsform trotz größerer Patientenzahlen über viel Jahre nur relativ wenige Ergebnisse publiziert worden. Man geht davon aus, dass die initialen Ergebnisse vergleichbar zu den Ergebnissen der offenen Operation sind. Beim endoskopischen Verfahren ist es noch unklar, wir groß die Risiken beim Lösen eines zuvor nicht geschlossenen Rückenmarks in Bezug auf den Funktionserhalt des Rückenmarkes bei einer später oft erforderlichen Lösungsoperation sind.
Wir beraten die Eltern im Rahmen der Pränatal-Sprechstunde nach Diagnosestellung eines „offenen Rückens“ über alle Varianten der Verschlußoperation vor und nach der Geburt.