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Spontangeburt nach Kaiserschnitt

Über 30% der Gebärenden erhalten in Deutschland pro Jahr einen Kaiserschnitt. Viele Frauen bekommen danach weitere Kinder und sind in der Folgeschwangerschaft mit der Frage konfrontiert, ob die anstehende Geburt spontan (auf natürlichem Weg) oder als erneuter Kaiserschnitt erfolgen soll. Grundsätzlich ist ein Kaiserschnitt als solcher in der Vorgeschichte kein Argument (=Kontraindikation) gegen eine Spontangeburt (= vaginalen Geburtsversuch). Selbst nach 2 Kaiserschnitten ist eine vaginale Geburt nach ausführlicher Beratung und Abwägung möglicher Risiken denkbar. Für eine gute Entscheidung sind jedoch weitere Informationen wichtig.


Die Entscheidung für oder gegen eine Spontangeburt (vaginaler Geburtsversuch) nach einem Kaiserschnitt bei der vorherigen Geburt, sollte immer individuell z.B. im Rahmen eines Geburtsplanungsgesprächs in der Klinik getroffen werden.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

Informationen

Diese Informationen sollten Sie für Ihre individuelle Entscheidung berücksichtigen

  • Warum erfolgte ein Kaiserschnitt bei einer vorhergehenden Entbindung?
  • Wie lange ist der letzte Kaiserschnitt her und sind in der Zwischenzeit weitere Operationen an der Gebärmutter erfolgt?
  • In welchem Rahmen erfolgte der Kaiserschnitt? Als geplanter Kaiserschnitt oder z.B. als Not-Kaiserschnitt
  • Wie wurde der Kaiserschnitt durchgeführt? Gab es bei der Operation Besonderheiten?
  • Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie bei der vorhergehenden Geburt / den vorherigen Geburten gemacht?
  • Welche Wünsche und Bedenken bestehen bei Ihnen?
  • Wie verläuft die aktuelle Schwangerschaft und welche (Ultraschall-) Befunde des Kindes liegen vor?
  • Welche Informationen sind bereits durch die betreuende Frauenärztin, bzw. den betreuenden Frauenarzt und/oder die freiberufliche Hebamme übermittelt wurden?

Erfolgswahrscheinlichkeit

Erfolgswahrscheinlichkeit

Etwa 60-85% der Frauen entbinden erfolgreich spontan, auch wenn ein Kaiserschnitt vorausgegangenen ist. Die Wahrscheinlichkeit für eine vaginale Geburt erhöht sich noch einmal, wenn bereits eine Spontangeburt (vaginale Geburt) in der Vorgeschichte berichtet werden kann, d.h. wenn Sie vor oder nach dem Kaiserschnitt auch ein Kind spontan (=durch die Scheide) entbunden haben.
Allerdings gibt es auch Umstände, die die Erfolgsrate senken, wie beispielsweise eine

  • notwendige Geburtseinleitung,
  • ein Geburtsstillstand als Ursache des Kaiserschnittes bei der Geburt zuvor,
  • ein mütterliches Übergewicht, Bluthochdruck
  • oder dem Umstand, noch nie vaginal geboren zu haben.

Auch wenn hier die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Kaiserschnitt ansteigt, ist damit nicht zwingend verbunden, von einem vaginalen Geburtsversuch (= Spontangeburt) abzusehen. Dies wäre nur erforderlich, wenn mehr als 2 Kaiserschnitte bereits bei Ihnen erfolgt wären oder eine Narbenruptur (= Riss des Kaiserschnittnarbe) in einer Schwangerschaft bzw. bei einer Geburt zuvor aufgetreten wäre, oder die Gebärmutter bei einer Operation längs eröffnet worden wäre oder erhebliche Voroperationen an der Gebärmutter erfolgt wären.

Sicherheit der vaginalen Geburt nach Kaiserschnitt

Sicherheit der vaginalen Geburt nach Kaiserschnitt

Insgesamt hat die vaginale Geburt nach Kaiserschnitt eine niedrige Komplikationsrate, wenn ausreichend Vorkehrungen getroffen werden. Es gibt keine Einschränkungen bezüglich der Schmerztherapie unter der Geburt. Die Geburt sollte mittels CTG (= Herzton- und Wehenschreiber) überwacht werden. Die Geburt sollte in einem Zentrum mit Erfahrung bei vaginalen Geburtsversuchen nach Kaiserschnitt erfolgen, das über ein ausreichendes Notfallmanagement (24h/7Tage vor Ort) verfügt und eine Kinderklinik hat. Dies ist notwendig, da es bei einem vaginalen Geburtsversuch nach Kaiserschnitt in seltenen Fällen zu einem Notkaiserschnitt kommen kann. Notfallsituation bei einer Operation haben statistisch eine höhere Komplikationsrate für Mutter und Kind als geplante Operationen.

Mögliche Komplikationen

Mögliche Komplikationen

Bei den Komplikationen steht vor allem das Risiko einer Uterusruptur (einem Riss der Gebärmutternarbe) im Mittelpunkt. Dieses Risiko ist sehr gering und liegt bei etwa 0,5% (1/200 Frauen). Nicht jede Uterusruptur verläuft fulminant. Es gibt hier viele Abstufungen. Nicht immer ist ein Notkaiserschnitt erforderlich. In vielen Fällen kann dieser eilig (ohne Vollnarkose) erfolgen. Bei einer Ruptur kann es jedoch vorkommen, dass sich die Gebärmutter nicht mehr operativ verschließen lässt, es zu starken Blutungen kommt und die Gebärmutter entfernt werden muss (man nennt dies in der Fachsprache eine Hysterektomie). Dann ist eine weitere Schwangerschaft nicht mehr möglich.


Sollte eine Geburtseinleitung notwendig werden, erhöht sich das Risiko einer Uterusruptur auf das 2- bis 3-fache (1-1,5%) und auch die Wahrscheinlichkeit für einen ungeplanten Kaiserschnitt steigt. Daher bedarf jeder Einleitungsversuch nach Kaiserschnitt einer klaren medizinischen Indikation. Neben der Verletzung der Gebärmutter ist damit auch ein erhöhtes Risiko für Blutungen verbunden, die die Gabe von Blutkonserven erforderlich machen können.

Was sagen Studien?

Ein Team internationaler Wissenschaftler hat bezüglich Komplikationen bei vaginaler Geburt im Zustand nach Kaiserschnitt die Häufigkeit von Komplikation in 9 europäischen Ländern sowie das damit verbundene mütterliche (= Gebärende) und perinatale (= kindliche) Outcome (= Verlauf, Resultat) untersucht [1]. Die Mitglieder des INOSS-Konsortiums (INOSS: International Network of Obstetric Survey Systems) gingen insbesondere der Frage nach, inwiefern in den einzelnen Ländern ein Zusammenhang zwischen dem Uterusrupturrisiko und der Kaiserschnittrate bzw. der Rate angestrebter Spontangeburten nach Kaiserschnitt besteht. Hierzu werteten sie 9 populationsbasierte Studien der Jahre 2004–2014 aus Österreich, Belgien, Frankreich, Dänemark, Finnland, Schweden, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien aus. Insgesamt gingen die Daten von mehr als 2,6 Millionen Geburten in die Analyse ein. Ergebnisse: Bei 864 von 2.625.017 Geburten (874 Feten) trat eine vollständige Uterusruptur auf. Dies entsprach einer Gesamthäufigkeit von 3,3 pro 10.000 Geburten. Pro 10000 versuchten Spontangeburten wurden 2,2 rupturbedingte Entfernung der Gebärmutter erforderlich. Die Rate rupturbedingter kindlicher perinataler Todesfälle betrug 13,3%. Eine neonatale Asphyxie (Sauerstoffschuld des Kindes) erlitten 28% der überlebenden Neugeborenen.

[1] Vandenberghe G et al. The International Network of Obstetric Survey Systems study of uterine rupture: a descriptive multi-country population based study. BJOG 2019; 126: 370–381

Dass es also bei einem vaginalen Geburtsversuch nach Kaiserschnitt zu einem kindlichen Todesfall kommt, ist extrem selten. Das Risiko ist nicht wesentlich höher, als bei einer Frau, die ihr erstes Kind vaginal (= spontan) zur Welt bringt.

Vor- und Nachteile eines erneuten Kaiserschnittes

Vor- und Nachteile eines erneuten Kaiserschnittes

Zu den Vorteilen eines geplanten Kaiserschnittes gehört insbesondere

  • die Kenntnis des Geburtsdatums und die Wägbarkeit der Geburt,
  • ein niedriges Risiko für eine Narbenruptur und damit verbundene kindliche Komplikationen.

Da diese Risiken jedoch statistisch gering bleiben, müssen hier unbedingt die mütterlichen und kindlichen Risiken bei einem erneuten Kaiserschnitt beachtet werden, die sich durch die Voroperation ergeben.

  • Es können Organe (z.B. Darm oder Blase) der Mutter und das Kind selbst bei einem Kaiserschnitt verletzt werden.
  • Das Risiko für Thrombosen bei der Gebärenden ist erhöht.
  • Die Gebärenden nach Kaiserschnitt benötigen nach der Geburt gegenüber der Spontan (=vaginalen) Geburt eine längere Erholungszeit.
  • Kinder werden signifikant kürzer und weniger oft gestillt
  • Die Neugeborenen zeigen statistisch gesehen öfter Anpassungsstörungen nach der Geburt
  • Die Wahrscheinlichkeit für Kaiserschnitte und Komplikationen in folgenden Schwangerschaften steigt.
  • Jeder weitere Kaiserschnitt birgt beispielsweise das Risiko für Störungen in der Plazenta (= Mutterkuchen) Entwicklung und für des Einwachsens der Plazenta (= Mutterkuchen) bei einer Folgeschwangerschaft. Dies kann zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen.
  • Auch kann es zu Verwachsungen im Bauchraum kommen, die bei weiteren Eingriffen das Komplikationsrisiko erhöhen.

Ein geplanter Kaiserschnitt sollte im Hinblick auf die Anpassung des Kindes möglichst nicht vor der abgeschlossenen 39. Schwangerschaftswochen erfolgen.

Nach mehr als drei Kaiserschnitten wird einheitlich von einem spontanen (= vaginalen) Geburtsversuch abgeraten. Bereits nach 2 Kaiserschnitten ist von einem erhöhten Uterusruptur-Risiko (= Riss der Gebärmutternarbe) auszugehen, wobei diesbezüglich auch Daten vorliegen, die von keiner signifikanten Risikoerhöhung berichten. Das Risiko für eine Uterusruptur wird mit bis zu 3,7% angegeben. Ein vaginaler Geburtsversuch ist bei günstigen geburtshilflichen Voraussetzungen im Einzelfall nach detaillierter Aufklarung möglich. Es werden Erfolgsraten von 62 - 89% angegeben, wobei die größte diesbezügliche Studie von Miller und Kollegen eine Erfolgsrate von 75% und eine Rupturrate von 1,7% vs.0,6%, verglichen mit der geplanten Kaiserschnittgruppe, angibt.


Kontakt

Treffen Sie Ihre Entscheidung in einem
persönlichen Gespräch mit uns

Es ist in Ihrem und im Sinne Ihres Kindes differenziert über die Möglichkeit einer Spontangeburt nach Kaiserschnitt in der vorherigen Schwangerschaft nachzudenken. 

Ein persönliches Gespräch zur Geburtsplanung ist jederzeit in unserer Schwangerenambulanz möglich.

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Einen Termin können Sie über folgende Kontaktmöglichkeiten vereinbaren:


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