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Adresse: Calwerstraße 14
72076 Tübingen


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Neurophysiologie und Interventionelle Neuropsychiatrie (NiN)

NiN beschäftigt sich mit den Grundlagen und der therapeutischen Nutzung der Anpassungsfähigkeit des Gehirns (Neuroplasitzität). Durch die Untersuchung der Effekte von transkraniellen Hirnstimulationsverfahren und gezieltem Training werden Erkenntnisse über die gesunde Funktionsweise des Gehirns und dessen Beeinträchtigungen gewonnen. Das Ziel ist auf diesem Wege neue, effektive und verträgliche Möglichkeiten zu Behandlung psychischer Erkrankungen zu entwickeln. 

Der Bereich umfasst sowohl klinische Versorgung als auch grundlagenwissenschaftliche und patientennahe Forschung sowie Lehraufgaben.

Methodischen Schwerpunkte sind transkranielle Magnetstimulation (TMS), transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) und der Einsatz spielerischer Elemente in kognitiven Trainingsprogrammen (Gamification) bei psychiatrischen Erkrankungen. Wirkung und Wirkweise werden mit klinischen, neuropsycholgischen, neurophysiolgischen und bildgebenden Untersuchungsmethoden erforscht. Im Rahmen der Behandlungsroutine werden TMS, EEG-Diagnostik, individualisierte kognitive Trainingsprograme und die Elektrokrampftherapie (EKT) durchgeführt und wissenschaftlich evaluiert. 

                                         

Kontakt

E-Mail-Adresse: nin@med.uni-tuebingen.de


Prof. Dr. med. Christian Plewnia

christian.plewnia@uni-tuebingen.de


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Klinik

Klinik

Mit der TMS steht eine Methode zur Verfügung, Hirnaktivität zu messen und nicht-invasiv gezielt und kontrolliert zu modulieren. Damit stellt diese Technik ein wichtiges Forschungsinstrument der biologischen Psychiatrie dar und bietet darüber hinaus interessante Therapieoptionen für unterschiedliche psychiatrische und neurologische Störungen.

Im Bereich psychiatrischer Erkrankungen wird dieses Verfahren derzeit insbesondere zur Behandlung der Depression und bei auditorischen Halluzinationen eingesetzt. Wir bieten dieses Therapieverfahren im Rahmen des Zentrums für Hirnstimulation (ZfH) an und koordinieren mehrere große, multizentrische Studien zur klinischen Anwendung und Weiterentwicklung dieser Behandlungsmethode.

Die EKT ist ein wissenschaftlich begründetes Verfahren, welches für bestimmte psychiatrische Erkrankungen die bestmögliche Behandlung darstellt und im Verhältnis zum angestrebten Therapieerfolg mit einem geringen Risiko verbunden ist. Sie wird in unserer Klinik vornehmlich zur Behandlung therapieresistenter schwerer Depression und Katatonie eingesetzt. Die Indikationsstellung und Behandlung erfolgt unter Berücksichtigung der Leitlinien und der internen Verfahrensanweisung.

Stellungnahme der Ärztekammer zur EKT

Die auch als "Hirnschrittmacher" bekannte THS ist eine effektive und gut verträgliche Therapiemöglichkeit von anderweitig unzureichend behandelbaren neurologischen Bewegungsstörungen dar. Über einen chirurgisch implantierten Stimulator, ähnlich einem Herzschrittmacher, werden kontinuierlich elektrische Impulse über ein Kabel in bestimmte Regionen des Gehirns abgegeben. Diese Stimulation beeinflusst die Hirnaktivität, die für die behindernden Krankheitssymptome verantwortlich ist. In den letzten Jahren ist die THS auch bei psychiatrischen Erkrankungen erfolgreich angewendet worden und wird hier in Zusammenarbeit Neurochirurgischen und der Neurologischen Universitätsklinik in Einzelfällen eingesetzt (Plewnia et al. Int J Psychopharm 2008, Rzesnitzek et al. Neurology 2011). Darüber hinaus ist die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Rahmen an der Behandlung aller Patienten mit THS beteiligt. 

Das EEG stellt ein wichtiges neurophysiologisches Verfahren psychiatrischer Diagnostik dar und dient darüber hinaus der Überwachung des Behandlungsverlaufs spezieller medikamentöser Therapieverfahren.

Zentrum für Hirnstimulation

Das Zentrum für Hirnstimulation (ZfH) der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie bietet gezielte Therapie mit allen innovativen Hirnstimulationsverfahren.

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Forschung

Forschung

Eine charakteristische Eigenschaft des menschlichen Gehirns ist seine Fähigkeit sich an Veränderungen der Umwelt, des Körpers und seiner Selbst anzupassen (Neuroplastizität). Die zugrundeliegenden neurophysiologischen Mechanismen sind noch weitgehend unbekannt. Adaptive Neuroplastizität unterstützt die Erholung von Schäden der Struktur oder Funktion des Gehirns. 'Maladaptive' Neuroplastizität kann jedoch auch einer Vielzahl von psychiatrischen und neurologischen Störungen zugrunde liegen.

Die Arbeit unserer Gruppe konzentriert sich auf die physiologischen und pathophysiologischen Grundlagen adaptiver und maladaptiver Neuroplasitzität. Entsprechende Untersuchungen werden an Gesunden und für Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen durchgeführt. Elektrophysiologische Methoden, invasive und nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren, kognitive Trainingsprogramme und bildgebende Techniken werden zur Erforschung und experimentellen therapeutischen Modulation von Hirnfunktionen verwendet. Hier eine Auswahl der aktuellen Forschungsschwerpunkte:

Mit der Theta Burst Stimulation (TBS) steht ein neues TMS-Protokoll zur Verfügung, dass in unserer Klinik erstmals in einer kontrollierten klinischen Pilotstudie zur Behandlung depressiver Symptome mit Erfolg eingesetzt wurde (Plewnia et al. J Aff Neurosci 2014). Unlängst wurde bestätigt, dass es obwohl erheblich schneller eine vergleichbare gute Wirkung in der Behandlung der Depression hat (Blumberger et al. Lancet 2018). Deshalb wird dieses Verfahren nun weltweit in der Depressionsbehandlung eingesetzt. Vor dem Hintergrund der noch fehlenden Akzeptanz und Verfügbarkeit der TMS in Deutschland fördert das BMBF seit Beginn 2020 eine von uns initiierte und koordinierte multizentrische kontrollierte klinische Studie in der die Wirksamkeit bilateraler TBS bei Depression im Vergleich zu einer Placebo-Behandlung weiter belegt werden soll.

Mit der tDCS ist es möglich durch einen schwachen Stromfluss die Aktivität des Gehirns vorübergehend zu beeinflussen. Erste Arbeiten u.a. aus unserer Arbeitsgruppe k onnten Effekte auf kognitive Prozesse und Leistungsfähigkeit zeigen. Damit ist es möglich die Entstehungsbedingungen und Mechanismen kognitiver Verarbeitungsprozesse genauer zu untersuchen. Aktuell prüfen wir ob und mit welchen Stimulationsparametern tDCS tatsächlich die Effekte kognitiven Trainings nachhaltig, im Sinne adaptiver Neuroplastizität, unterstützten kann (Ruf et al. Scientific Reports 2017, Weller et al. Brain Stimulation 2020).


Als exekutive Funktionen wird die Gruppe kognitiver Fertigkeiten bezeichnet, die für die Planung und Kontrolle komplexen zielgerichteten Verhaltens verantwortlich ist. Mehr oder weniger spezifische Störungen in diesem Bereich finden sich bei den meisten psychischen Erkrankungen. Diese Beeinträchtigungen sind in vielen Fällen ein wesentlicher Bestandteil der Krankheitssymptomatik und sind häufig mit Störungen lokaler Hirnaktivität assoziiert. Eine Verbesserung exekutiven Funktionsdefizite kann zur Behandlung der spezifischen Krankheitsbilder beitragen. Mit nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren wie der der TMS und der tDCS kann regionale kortikale Aktivität moduliert werden. Dementsprechend untersuchen wir die komplexen Effekte fokaler Modulation physiologischer und pathologischer Hirnaktivität auf exekutive Funktionen bei Gesunden (Dockery et al. J Neurosci 2009, Zwissler et al. J Neurosci 2014, Schroeder et al. J Cogn Neurosci 2016, Wiegand et al. Sci Rep 2019) und Patienten mit psychischen Erkrankungen (Wolkenstein & Plewnia Biol Psych 2013, Wolkenstein et al. Cortex 2014, Schwippel et al. 2018). Uns interessieren darüber hinaus besonders auch die individuellen Prädiktoren des Effekts wie Genetik (Plewnia et al. Cortex 2013, Nieratschker et al. Brain Stim 2015), Geschlecht, hämodynamische (Ehlis et al. Neuroimage 2016) und oszillatorische Aktivität (Faehling & Plewnia Front Cell Neurosci 2016). Diese Untersuchungen erweitern unser Verständnis normaler und gestörter exekutiver Funktionen und tragen zur Entwicklung neuer Therapieverfahren bei (Plewnia et al. Lancet Psychiatry 2015).


Mangelnde kognitive Kontrolle der Wahrnehmung, Verarbeitung und Erinnerung negativer Informationen ist ein zentrales Merkmal depressiver Symptomatik. Das Training dieser Fertigkeit kann die Behandlung einer Depression wesentlich unterstützen. Die Durchführung einer solchen Behandlung war bisher jedoch auch aufgrund der spezifischen Symptomatik der Patienten nur sehr eingeschränkt möglich und wurde deshalb kaum eingesetzt. Mit den gegenwärtigen digitalen Möglichkeiten ist jedoch durch unterschiedliche spielerische Elemente und den Einsatz mobiler Endgeräte eine deutlich niederschwelligere Anwendung dieses Therapieverfahrens möglich. Wir untersuchen Ausmaß und Mechanismen der Wirkung dieser Techniken insbesondere bei Depression und verwenden eingehende Dokumentationen der Nutzungserfahrungen zur kontinuierlichen Verbesserung dieser Anwendungen.

  • C. Plewnia, A. Fallgatter (BMBF FKZ 01KG2003): ‘C. Plewnia, A. Fallgatter: Treatment of major depressive disorder with bilateral theta burst stimulation’ (2020-2023)
  • C. Plewnia, P. Schröder (EU DESIGNSCAPES #763784): ‘Back in the Game: Gamified Cognitive Training to treat Depression’ (2020-2021)
  • C. Plewnia, A. Fallgatter, A. Hasan (BMBF FKZ 01EE1407H): Forschungsnetz für psychische Erkrankungen, Verbund ESPRIT, Projekt 'Transkranielle Gleichstromstimulation zur Verbesserung des kognitiven Trainings bei Schizophrenie' (2015-2020)
  • C. Plewnia, A. Fallgatter BMBF (FKZ 01EE1403D): Forschungsnetz für psychische Erkrankungen, Verbund GCBS, Projekt 'Anhaltende Verbesserung mangelnder kognitiver Kontrolle durch mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) unterstütztem Training' (2015-2020) 
  • C. Plewnia (DFG PL 525/4-1): Klinische Studie 'Behandlung auditorischer Halluzinationen bei Schizophrenie mit bilateraler Theta Burst Stimulation' (2016-2020)
  • C. Plewnia, K. Giel (DFG (PL 525/7-1): Sachbeihilfe 'Steigerung kognitiver Kontrolle bei der Binge Eating Störung durch elektrische Hirnstimulation' (2016-2019) *280.390€*
  • J Svaldi, A. Fallgatter, B. Tuschen-Caffier, C. Plewnia (DFG PL 525/6-1;: Sachbeihilfe 'Augmentative Effekte von tDCS auf ein körperbezogenes Aufmerksamkeitsmodifikationstraining bei Frauen mit Bulimia nervosa'
Das Team

Lehre

Lehre

Das Lehrangebot umfasst Wahlpflichtkurse, Doktorandenkolloquien und Veranstaltungen im Rahmen der Facharztweiterbildung.

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Jobs, Praktika und Abschlussarbeiten

Interessierten bieten wir die Möglichkeit, sich bei uns in Form von Bufdi-Stellen, HiWi-Jobs, Praktika oder Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Promotion) einzubringen.

Unsere Arbeit in Forschung und Behandlung ist breit gefächert. Dadurch haben Sie bei uns die Möglichkeit, an verschiedenen laufenden Projekten mitzuarbeiten oder auch eigene Ideen zu verwirklichen. Die potenziellen Arbeitsbereiche können zum Beispiel die Durchführung von Screening-Telefonaten und diagnostischer Interviews, Datenverarbeitung, die Anwendung von nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren, digitalen Interventionen oder anderer neuartiger Therapiemethoden umfassen. Sie arbeiten eng mit uns zusammen und dennoch auch selbstständig an aktuellen Forschungsprojekten. Die genauen Aufgaben und der Arbeitsumfang werden dabei individuell abgesprochen.

  • Ein laufendes oder abgeschlossenes Hochschulstudium im psychologischen, medizinischen oder einem verwandten naturwissenschaftlichen Bereich. Für Bufdi-Stellen eine abgeschlossene Schulausbildung.
  • Gute Deutsch- und Englischkenntnisse.
  • Zuverlässigkeit und Lust an der Arbeit im Team.
  • Flexibilität und die Bereitschaft, sich in neue Themenbereiche einzuarbeiten.
  • Interesse am und Empathie im Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Bei Interesse oder auch für Initiativbewerbungen schicken Sie uns gern aussagekräftige Bewerbungsunterlagen an:

nin@med.uni-tuebingen.de

Zertifikate und Verbände