Narrative Medizin
Inwiefern hat eine Stoffwechselstörung die Vampirmythen in Transsilvanien beeinflusst? Was können wir aus Romanen wie „House of God“ lernen um es im ärztlichen Alltag leichter zu haben? Und lohnt sich der Einsatz von Märchen in der Psychotherapie?
Mit dem Wahlfach „Narrative Medizin“ an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Tübingen soll versucht werden eine Brücke zu schlagen, zwischen der Evidenzbasierten Medizin und den Methoden der Geisteswissenschaften.
Spätestens seit der Narrativen Wende am Ende des 20. Jahrhunderts ist klar welche große Rolle Geschichten für unsere Identität und unser Weltbild spielen.
Wir wollen uns mit den Geschichten von Behandelnden und Patientinnen und Patienten und deren Aufeinandertreffen in der Behandlung befassen. Indem wir uns verschiedenste Bereiche, vom schroffen aber genialen Auftreten des Dr. House bis hin zu Verschwörungstheorien wie QAnon, genauer ansehen und diskutieren, werden wir versuchen hilfreiches für unsere spätere Tätigkeit, aber auch unser eigenes Leben und unsere Zufriedenheit als werdende Ärztinnen und Ärzte, zu finden.
Ab dem Sommersemester 2022 unterstützt die promovierte Literaturwissenschaftlerin Davina Höll das Projekt mit ihrer neuen fachlichen Perspektive und Vorerfahrung in narrativer Medizin.
Was versteht man unter einem „Narrativ“?
„Ein Text ist genau dann ein Narrativ, wenn er von mindestens zwei Ereignissen handelt, die zeitlich geordnet sowie in mindestens einer weiteren sinnhaften Weise miteinander verknüpft sind.“ – Tilmann Köppe, Tom Kindt: Erzähltheorie. Eine Einführung. (2014)
Was ist „Narrative Medizin“?
Eigentlich kein einheitlich verwendeter Begriff, sondern eher ein Handlungssystem. Wir verstehen darunter das Lernen aus Geschichten und die qualitativwissenschaftliche Auswertung von Erzählungen von Behandlerinnen und Behandlern und Patientinnen und Patienten.
Bereits behandelte Themenbeispiele
- Von der Stoffwechselstörung zum Vampirmythos? - Stigma begegnen
- Der Froschkönig auf der Couch - Bildsprache und Metaphern
- Von Robert Koch und seinen Zeitgenossen – Vorbilder in der Medizin?
- Wahn in „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann - motivierende Gesprächsführung
- Von Echsenmenschen, QAnon und Bill Gates - Verschwörungstheorien begegnen
- Religiöse, Medizin und Wunderheilungen - ärztliches Selbstbild
- Volks- und Aberglaube im deutschsprachigen Raum - Placebo und Konflikstil
- Dr. Faust und „the House of God “ - Narrative von Glück und Unglück auf dem ärztlichen Weg
Die einzelnen Vorlesungstermine und Lehrmaterialien finden Sie in den Lehrplattformen der Universität: |
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Dr. Michael Alexander Pelzl
E-Mail-Adresse: michael.pelzl@med.uni-tuebingen.de
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