Schädelbasischirurgie

Die Schädelbasischirurgie beschäftigt sich mit allen Erkrankungen in nahem Lagebezug zur knöchernen Basis des Schädels. Häufige Pathologien sind Tumoren der Hirnnerven, der Hirnanhangsdrüse, der knöchernen Strukturen und auch der hier liegenden Gefäße. Die Erkrankungen im Bereich der Schädelbasis können nach ihrer Ursache und den betroffenen Strukturen eingeteilt werden.

Tumoren
im Bereich der Schädelbasis
Verletzungen
  • Schädelbasisfrakturen
Gefäßbedingte Erkrankungen


Was ist die Schädelbasis und welche Nerven und Gefäße verlaufen dort?

Die Schädelbasis ist die knöcherne Begrenzung zwischen Gesichts- und Gehirnschädel. Sie trägt das auf ihr ruhende Gehirn, das  seitlich und von oben durch das Schädeldach geschützt ist.

Der vorderen Schädelgrube liegt das Frontalhirn auf. Die vordere Schädelgrube ist gekennzeichnet durch die Vorwölbungen der knöchernen Augenhöhlendächer, die Vorwölbung der Stirnhöhle und die Riechrinne.

Der mittleren Schädelgrube liegt der Schläfenlappen (Temporallappen) des Gehirns auf. Nach vorne wird die mittlere Schädelgrube durch die Keilbeinflügelknochen, nach hinten durch die Felsenbeine begrenzt. Die Kiefergelenke und die Keilbeinhöhle sind nur durch eine dünne Knochenschicht von der mittleren Schädelgrube getrennt. 

Die hintere Schädelgrube beherbergt das Kleinhirn und den Hirnstamm.

Der Hirnstamm ist entwicklungsgeschichtlich eine der ältesten Hirnstrukturen und ist für viele lebenswichtige Funktionen, wie Atem- und Kreislaufregulation, unverzichtbare Schutzreflexe, den Schluckakt und Wachheitsfunktionen verantwortlich. Er liegt sehr gut geschützt in der Mitte des Schädelinneren. Der Hirnstamm geht nach Verlassen des Schädels durch die basale große Öffnung (Foramen magnum) schließlich in das Rückenmark über. Im Bereich der Schädelbasis gibt es zahlreiche weitere, kleinere Öffnungen (Foramina). Diese dienen als Durchtrittsstellen für die Gehirnversorgenden Gefäße und Hirnnerven. 

Da alle Sinnesorgane des Kopfes durch diese Hirnnerven mit dem Gehirn verbunden sind, fällt den Hirnnerven eine besondere Bedeutung zu. 

Hirnnerv
Bezeichnung (deutsch)
Bezeichnung (Lateinisch)
Funktion
1
Riechnerv
Nervus olfactorius
Geruch und Geschmack von Aromen
2
Sehnerv
Nervus opticus
Sehen (Sehschärfe und Gesichtsfeld)
3
Augenmuskelnerv
Nervus occulomotorius
Augapfelbewegungen, Pupillenengstellung, Augenlidhebung
4
Augenmuskelnerv
Nervus trochlearis
Augapfelbewegungen
5
Gesichtsnerv (Gefühl)
Nervus trigeminus
Gefühl- und Schmerzwahrnehmung im Gesicht
6
Augenmuskelnerv
Nervus abducens
Augapfelbewegungen
7
Gesichtsnerv (Bewegung)
Nervus facialis
 (mimische) Bewegung des Gesichtes
8
Hör- und Gleichgewichtsnerv
Nervus vestibulo-cochlearis
 Gehör und Gleichgewicht
9
Rachennerv
Nervus glossopharyngeus
Gefühl- und Bewegung des oberen Rachens / Schlundes
10
Vegetativer Steuernerv
Nervus vagus
Gefühl- und Bewegung des unteren Rachens / Schlundes, Steuerung der Eingeweide
11
Schultermuskelnerv
Nervus accessorius
Hebung der Schulter, Kopfneigung
12
Zungennerv
Nervus hypoglossus
Zungenbewegung


Eine weitere Vertiefung (Sella) findet sich zentral zwischen den mittleren Schädelgruben unter dem Verlauf der beiden Sehnerven, die hier miteinander verbunden ein Kreuz bilden. Hier ragt ein Teil des Gehirns in die Sella und bildet zusammen mit einer hormonproduzierenden Drüse die Hirnanhangsdrüse (Hypopyse). Die Sella ist nur durch eine dünne knöcherne Schicht von der Keilbeinhöhle getrennt, die wiederum eine mit Luft gefüllte Höhle mit Verbindung zur Nase darstellt.

Das Gehirn ist im Schädel von einer wasserdichten Hülle, der Hirnhaut (Meningen) ausgekleidet. Innerhalb dieser Hülle schwimmt das Gehirn in einer Flüssigkeit, dem Hirn- oder Nervenwasser (Liquor). Um eine vollständige Dichtigkeit zu erreichen, ist daher auch die Schädelbasis und alle Öffnungen mit dieser Hirnhaut ausgekleidet.

Spezialsprechstunde für Schädelbasischirurgie

Spezialsprechstunde für
Schädelbasischirurgie

In unserer Spezialsprechstunde beraten wir zu allen Krankheitsbildern mit Bezug zur Schädelbasis. Die Neurochirurgie Tübingen ist eines renommiertesten Zentren für diesen Spezialbereich. Je nach Bedarf wird die Bildgebung in direkter Kooperation mit der Neuroradiologie interdisziplinär besprochen und um hochauflösende Darstellungen erweitert. Vor Planung einer OP werden alle Fälle interdisziplinär im neuroonkologischen Tumorboard besprochen und diskutiert. Insbesondere besteht hierbei auch ein enger Austausch mit der Klinik für Radioonkologie, da einige Prozesse der Schädelbasis auch gut mit einer Strahlentherapie behandelbar sind. Dies besprechen wir in jedem Einzelfall individuell und unter Berücksichtigung der jeweiligen Wünsche des Patienten.

Kontakt

Sprechstunde

Mittwoch: 08.00-15.00 Uhr
Donnerstag: 08.00 - 15.00 Uhr                                                                                                            


Übersicht der Sprechstunden

Termine

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Therapieoptionen

Diese Therapieoptionen bieten wir Ihnen an

  • Akustikusneurinome
    Werden je nach Größe, Alter und Gesundheitszustand des Patienten per Verlaufskontrolle beobachtet, operativ oder mittels Bestrahlung behandelt
  • Hypophysenadenome
    Werden je nach Größe, klinischer Ausgangslage, aktuellem Hormonstatus operativ „durch die Nase (transsphenoidal) reseziert, beobachtet, oder medikamentös behandelt
  • Schädelbasismeningeome
    Werden beobachtet, operativ oder per Bestrahlung behandelt
  • Chordome und Chrondrosarkome
    Werden häufig operativ entfernt und dann bestrahlt
  • Trigeminusneuralgie
    Wird je nach Befund über eine Operation im Bereich der hinteren Schädelbasis behandelt, indem man die Arterie vom gereizten Trigeminusnerv durch ein kleines Tefloninterponat trennt
  • Hemispasmus Facialis
    Wird je nach Befund über eine Operation im Bereich der hinteren Schädelbasis behandelt, indem man die Arterie vom gereizten Gesichtsnerv durch ein kleines Tefloninterponat trennt
  • Epidermoidzysten
    Werden bei nachgewiesenem Wachstum oder großer Ausdehnung unter Überwachung der Funktion der Hirnnerven vorsichtig entfernt.

Behandlung

So läuft Ihre Behandlung bei uns ab

Falls bei Ihnen eine operative Therapie an der Schädelbasis geplant ist, werden Sie in der Regel einen Tag vor der Operation stationär aufgenommen. An diesem Tag müssen Sie nicht nüchtern kommen. Falls bei Ihnen die Operation in halbsitzender Lagerung geplant ist, sollten Sie einen aktuellen Herzecho Befund mitführen. Dies hat man Ihnen dann bereits im Vorfeld mitgeteilt. Noch notwendige und zu ergänzende Bildgebungen werden am Tag vor der OP ergänzt.

Bei einer Operation an der Schädelbasis dauert der stationäre Aufenthalt in der Regel rund eine Woche. Nach der OP verbleiben Sie häufig einen Tag auf der Überwachungsstation. Den geplanten Entlasszeitpunkt wird Ihr zuständiger Stationsarzt mit Ihnen besprechen.

Sofern eine weiterführende Therapie bei Ihnen notwendig ist, organisieren wir den Anschlusstermin für Sie und geben Ihnen diesen bei Entlassung mit. Häufig bedarf es jedoch keiner weiteren Therapie und Sie kommen zur ambulanten Kontrolluntersuchung nach 3 Monaten mit einem aktuellen MRT in unsere Sprechstunde.

Bei Entlassung bekommen Sie für sich und Ihren Hausarzt/-ärztin einen vorläufigen Arztbrief mit, die endgültige Form wird Ihnen einige Tage später postalisch zugesandt. 

Zertifikate und Verbände