Informationen für Patienten und Patientinnen

Individuelle Behandlungskonzepte in der Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist neben der Operation, der Chemotherapie und Molekularen Therapien, wie z.B. Immuntherapien eine wichtige Säule in der Behandlung von Krebserkrankungen. Sie ist bei ca. 50% der Krebsbehandlungen Teil der Therapie. Wir behandeln in unserer Klinik alle Arten an Tumorerkrankungen. Die individuellen Behandlungskonzepte werden zusammen mit den anderen Fachgebieten in interdisziplinären Tumorboards des CCC Tübingen-Stuttgart besprochen und unter Anwendung modernster Bestrahlungsverfahren von spezialisierten Radioonkologinnen und Radioonkologen sowie Medizinphysiker/-innen umgesetzt.

Eine Strahlentherapie kann als alleinige Therapie erfolgen oder in Kombination mit einer Chemo- oder Immuntherapie oder der Operation. Je nach Art der Tumorerkrankung wird die Strahlentherapie kurativ oder palliativ eingesetzt. Bei der kurativen Behandlung ist es das Ziel den Tumor vollständig zu vernichten. Wenn die Heilung einer Tumorerkrankung nicht mehr möglich ist kann eine palliative Strahlentherapie Beschwerden und Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Lähmungen lindern.

Neben Krebserkrankungen können auch ausgewählte gutartige Erkrankungen mit einer Strahlentherapie behandelt werden.

Wirkweise der Strahlentherapie

Die Strahlung schädigt die Erbsubstanz (DNA) im Kern der Zelle und beeinträchtigt damit die Zellteilung und das Überleben der Tumorzelle. Da Tumorzellen sich schneller teilen und weniger reparaturfähig sind als normale Zellen, sind sie besonders anfällig für diese Schädigungen. In der Folge werden die Tumorzellen entweder direkt abgetötet oder ihre Teilungsfähigkeit wird so stark eingeschränkt, dass sie sich nicht weiter vermehren können. Die Strahlentherapie wird sorgfältig geplant, um die Strahlendosis auf den Tumor zu konzentrieren und das umliegende gesunde Gewebe so weit wie möglich zu schonen. Sie erfolgt in mehreren Sitzungen (Fraktionen), um die Wirksamkeit der Behandlung zu maximieren und die Nebenwirkungen zu minimieren. Tumorzellen, die durch Strahlung beschädigt werden, sterben nicht immer sofort. Durch die Aufteilung der gesamten Strahlendosis in kleinere, tägliche Dosen kann sich das gesunde Gewebe zwischen den einzelnen Sitzungen erholen, während die Tumorzellen kontinuierlich geschädigt werden. Zudem ermöglicht die fraktionierte Behandlung eine bessere Reparatur von geringfügigen Schäden an gesunden Zellen und reduziert das Risiko für akute Nebenwirkungen. Das bedeutet, dass eine Strahlentherapie in der Regel über mehrere Wochen abläuft und täglich von Montag bis Freitag in kleinen Dosen bestrahlt wird. Die Gesamtzahl der Behandlungen hängt von der notwendigen Gesamtdosis der Strahlung ab, die für jede einzelne Tumorart individuell festgelegt ist. 

Bei einigen Tumorarten kann man heute die Behandlung in kürzeren Serien mit weniger Behandlungssitzungen (Hypofraktionierung) sicher durchführen, was zu einer reduzierten zeitlichen Belastung und weniger Nebenwirkungen beitragen kann

Strahlentherapieverfahren

Als Universitätsklinik verwenden wir die neuesten Technologien und bieten alle modernen Strahlentherapie- und Spezialverfahren an.

Die bildgestützte Hochpräzisionsbestrahlung ist eine besonders moderne und genaue Form der Strahlentherapie. Dabei wird vor jeder Behandlung mit Hilfe von bildgebenden Verfahren – zum Beispiel Röntgen- oder CT-Aufnahmen – die genaue Lage des Tumors überprüft. So können wir die Strahlen millimetergenau ausrichten und sicherstellen, dass die Bestrahlung exakt das Zielgebiet erreicht.

Die IGRT („Image Guided Radiotherapy“) erlaubt es, auch kleinste Bewegungen des Tumors, zum Beispiel durch Atmung, zu erkennen und auszugleichen. Dadurch wird das umliegende gesunde Gewebe bestmöglich geschont.

Die SBRT („Stereotactic Body Radiotherapy“) ist eine spezielle Form der Hochpräzisionsbestrahlung. Hierbei werden sehr hohe Strahlendosen in wenigen Sitzungen auf einen kleinen, genau abgegrenzten Bereich gegeben. Diese Methode wird vor allem bei kleinen Tumoren oder Metastasen eingesetzt und kann in manchen Fällen eine Operation ersetzen.

Eine palliative Bestrahlung wird eingesetzt, wenn eine Krebserkrankung nicht mehr vollständig heilbar ist, aber Beschwerden gelindert oder das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden sollen. Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern – zum Beispiel, indem Schmerzen gelindert, Blutungen gestoppt oder das Wachstum von Tumoren gebremst wird, die auf Nerven oder Organe drücken. Die Behandlung ist meist kurz und gut verträglich, damit der Alltag möglichst wenig beeinträchtigt wird.

Die adaptive Strahlentherapie ist eine hochmoderne und besondere Form der Bestrahlung, bei der die Behandlung jeden Tag individuell an die aktuelle Situation im Körper angepasst wird. Vor jeder Sitzung wird direkt im Bestrahlungsraum ein aktuelles MRT- oder CT-Bild erstellt.

Diese Bilder zeigen genau, ob sich die Lage oder Form des Tumors sowie der umliegenden Organe seit der letzten Behandlung verändert hat – zum Beispiel durch Atmung, Verdauungsvorgänge, eine veränderte Füllung der Blase oder auch durch Gewichtsveränderungen. Selbst kleine Verschiebungen können so erkannt werden.

Mit diesen Informationen wird der Bestrahlungsplan sofort, also in Echtzeit, neu berechnet und angepasst („adaptiv“). Dadurch können wir den Tumor noch gezielter bestrahlen und gleichzeitig das gesunde Gewebe optimal schonen.

  • MR-Linac:Kombiniert ein hochmodernes MRT mit einem Linearbeschleuniger und liefert während der Behandlung Bilder des Tumors in Echtzeit.
  • Evo-System: Erstellt präzise CT-Aufnahmen, die eine genaue Lagekontrolle und Anpassung der Bestrahlung ermöglichen.

Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: eine maßgeschneiderte Behandlung bei jeder einzelnen Sitzung – mit höchster Präzision und Sicherheit.

Die Radiochirurgie ist eine spezielle Form der Strahlentherapie, die besonders präzise und schonend arbeitet. Sie wird häufig zur Behandlung von Hirntumoren eingesetzt. Dabei werden hochkonzentrierte Strahlen in nur wenigen Sitzungen – oft sogar in nur einer einzigen – gezielt auf den Tumor gerichtet.

Dank moderner Technik trifft die Strahlung genau den Tumor, während das umliegende gesunde Gehirngewebe bestmöglich geschont wird. Diese Behandlung ist meistens schmerzfrei und erfordert keinen chirurgischen Eingriff, das heißt, es gibt keine Schnitte oder Narben.

Die Radiochirurgie kann Tumore verkleinern, deren Wachstum stoppen oder Beschwerden, die durch den Tumor verursacht werden, lindern. Sie ist besonders geeignet für kleine bis mittelgroße Tumore oder Metastasen im Gehirn.

Die Brachytherapie ist eine besondere Form der Strahlentherapie, bei der die Strahlenquelle direkt in oder sehr nah an den Tumor gebracht wird. So kann die Behandlung sehr genau und effektiv wirken, während das gesunde Gewebe möglichst geschont wird. Die Strahlenquelle bleibt nur für eine bestimmte Zeit im Körper und wird danach wieder entfernt. Die Behandlung ist meistens gut verträglich und wird oft ambulant durchgeführt.

Brachytherapie kann vor allem bei Tumoren der Prostata, der Gebärmutter, der Haut, der Brust und des Kopf-Hals-Bereichs zum Einsatz kommen. Wir beraten Sie individuell, ob diese Therapieform für Sie geeignet ist.

Die Hyperthermie bezeichnet eine lokal begrenzte Überwärmung des Gewebes auf bis zu 42°C. Sie kann die Wirkung einer Strahlen- oder Chemotherapie verstärken und wird im Rahmen von klinischen Studien in speziellen Fällen, z. B. bei Re-Bestrahlungen beim Mammakarzinom, beim tiefsitzenden Rektumkarzinom und bei Sarkomen eingesetzt.

Wie läuft die Strahlentherapie ab?

Beim ersten Vorstellungstermin bei uns besprechen wir das Behandlungskonzept und klären über die Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der Strahlentherapie auf. Die individuellen Behandlungskonzepte werden in interdisziplinären Tumorkonferenzen mit den Kolleginnen und Kollegen der onkologischen Fachdisziplinen besprochen.

Für die Planung der Strahlentherapie wird ein CT- oder MRT-Bild gemacht. Wichtig dabei ist, dass die Patientin oder der Patient in der exakt gleichen Position liegt wie später während der Bestrahlung, damit millimetergenau immer dieselbe Stelle bestrahlt wird. Auf den CT- oder MRT-Bildern werden dann durch den Arzt oder die Ärztin das Bestrahlungsgebiet (Zielvolumen) und die Risikoorgane eigenzeichnet. Anschließend berechnen die Medizinphysiker/-innen die Dosisverteilung. Zum Schluss wird der Plan von Arzt oder Ärztin und Physiker/-in gemeinsam evaluiert und freigeben.

Die Patientin oder der Patient wird exakt so wie im Planungs-CT oder Planungs-MRT auf die Bestrahlungsliege gelegt, die korrekte Lagerung wird nochmals mit Röntgenaufnahmen überprüft. Markierungen oder Fixierungshilfen sorgen dafür, dass die Position jedes Mal exakt wiederhergestellt wird. Nach Kontrolle aller Bestrahlungsparameter erfolgt dann die erste Bestrahlung.

Je nach Behandlungskonzept kommen die Patienten und Patientinnen mehrere Wochen jeden Werktag (Montag-Freitag) zur Bestrahlung. Sie werden dabei von Medizinischen Technologen und Technologinnen für Radiologie (MTR) betreut. Die Bestrahlung selbst dauert nur wenige Minuten und ist schmerzlos; der Patient oder die Patientin spürt die Strahlung nicht. Regelmäßige Kontrollen und Anpassungen des Bestrahlungsplans gewährleisten, dass die Therapie kontinuierlich an den Behandlungsverlauf und eventuelle Veränderungen des Tumors angepasst wird. Währende der gesamten Behandlungszeit finden in regelmäßigen Abständen Gespräche mit unseren Ärztinnen und Ärzten statt.

Etwa 4 bis 6 Wochen nach dem Ende der Strahlentherapie findet der erste Nachsorgetermin bei uns in der Klinik statt. Hier wird das Ergebnis der Strahlentherapie besprochen und es wird kontrolliert ob Nebenwirkungen oder Spätfolgen aufgetreten sind. Die Nachsorge geht über mehrere Jahre in regelmäßigen Terminen und findet in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fach- und Hausärzten statt.

Terminvereinbarung

Einen Termin zur Sprechstunde können Sie per E-Mai oder über unser Servicetelefon vereinbaren:

Termine

Teilnahme an klinischen Studien

Bevor eine neue Form der Strahlentherapie in der klinischen Routine eingesetzt werden darf, verlangt der Gesetzgeber, dass für die neue Behandlungsmethode der Nachweis seiner Unbedenklichkeit und Wirksamkeit erbracht worden ist. Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit wird durch "klinische Prüfungen/Studien" nachgewiesen, welche uns aussagekräftige Informationen über neue Behandlungsformen liefern.  

Wir bieten eine Vielzahl an klinischen Studien an und informieren unserer Patientinnen und Patienten im Rahmen des ersten Arztgesprächs, wenn eine unserer klinischen Studien in das individuelle Therapiekonzept passt.

Klinische Studien

Einen Überblick über aktuelle klinische Studien an der Klinik erhalten Sie über die Studienzentrale.

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