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Das komplette Androgeninsensitivitätssyndrom (CAIS)

Das komplette Androgeninsensitivitätssyndrom (CAIS)

Was ist das CAIS? (früher: testikuläre Feminisierung)

Hierbei handelt es sich um eine Hormonrezeptor-Erkrankung, die zu Fehlbildungen der Geschlechtsorgane mit begleitender Sterilität führt. Dieser Mangel wird verursacht durch einen genetisch bedingten Defekt am Androgenrezeptor (Fühler auf der Zelloberfläche, die auf männliche Hormone antworten). Dies bedeutet, dass das äußere Erscheinungsbild (d. h. der Phänotyp) weiblich ist, genetisch aber ein männlicher (46, XY) Chromosomensatz (Karyogramm) und männlichen Geschlechtsdrüsen (Hoden) vorliegen.

Welche Ursachen hat das CAIS?

Die embryonale Entwicklung wird durch körpereigene Botenstoffe, sogenannte Hormone gesteuert. Damit das Hormon an einer Körperzelle seine regulierende Wirkung entfalten kann, benötigt diese einen Rezeptor. CAIS-Frauen haben als Geschlechtschromosomen sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom, was normalerweise zu einer männlichen geschlechtlichen Entwicklung führen müsste. Aufgrund des Rezeptordefekts für Androgene, einer Gruppe von entscheidenden männlichen Geschlechtshormonen, können diese ihre Wirkung in den Körperzellen jedoch nicht entfalten. Der Körper reagiert unter anderem mit einer vermehrten Produktion von östrogenen, Geschlechtshormonen, die für eine weibliche geschlechtliche Entwicklung entscheidend sind. Auch die Prägung des Gehirns ist weiblich und damit in der Regel auch die Identifizierung mit der weiblichen Geschlechterrolle gegeben. In Verbindung mit weiteren biochemischen Reaktionen im Organismus, führt dies letztendlich zu einer hyperöstrogenen Situation, welche für die Feminisierung verantwortlich ist.

Die komplette Androgenresistenz wird X-chromosomal rezessiv vererbt, d.h. die Mutter ist Trägerin und es besteht damit ein 50%-iges Risiko die Erkrankung auf ihre Töchter zu vererben.

Wie äußert sich Pseudohermaphroditismus?

Die Patientin hat einen eindeutig weiblichen Phänotyp und ist als weibliches Individuum aufgewachsen. Nicht selten sind CAIS-Frauen hoch gewachsen und “gut aussehend”. Eine Scheide fehlt oder ist nur unvollständig entwickelt. Ebenso verhält es sich mit Gebärmutter und Eierstöcken (Ovarien). Geschlechtsverkehr ist meist nur nach einer Therapie möglich, eine Schwangerschaft ist aufgrund der fehlenden Ovarien und Gebärmutter nicht möglich. Im Bauchraum oder in der Leistengegend sind Hoden zu finden. Charakteristisch ist die fehlende oder deutlich reduzierte Scham- und Achselbehaarung.

Auch bei dieser Erkrankung wird die Diagnose meist bei jungen Frauen nach Ausbleiben der Regelblutung und/oder erfolglosem Geschlechtsverkehr gestellt .
Das Wissen um den männlichen Chromosomensatz und das Fehlen innerer weiblicher Geschlechtsorgane steht erfahrungsgemäß im direkten Gegensatz zu der in der Pubertät entstehenden weiblichen Identität. Hieraus ergibt sich eine enorme emotionale Belastung, die in jedem Fall in das Therapiekonzept mit einfließen muss.

Die Häufigkeit der kompletten Androgenresistenz liegt bei ca. 1:25 000 Geburten. Nach Abschluss der Pubertät sollte erwogen werden, die Hoden zu entfernen, da sie ein ca. 1-5%-iges Entartungsrisiko besitzen, d.h. in 1-5% der Fälle zu einem bösartigen Tumor entarten. Eine Alternative stellt für manche Patientinnen die regelmäßige Kontrolle Ultraschalkontrolle dar. Diese Entscheidung muss aber jede Patientin für sich selbst treffen, da auch die Expertenmeinungen hierzu nicht einheitlich sind.


Wir behandeln Sie mit Kompetenz in einem erfahrenen Team

In der Universitäts-Frauenklinik Tübingen betreut Sie ein erfahrenes Team. Wir haben jahrelange Erfahrung mit operativen Therapien bei genitalen Fehlbildungen und entwickeln in diesem Zusammenhang die Verfahren ständig weiter.

Siehe auch

Amenorrhoe
Ausbleiben der monatlichen Regelblutung

Anamnese

Ein ausführliches Gespräch, bei dem der Arzt versuchen wird, sich ein Bild von den Beschwerden und der Krankengeschichte zu machen.

Aplasie

Vorhandene Organanlage, aber fehlende Entwicklung des Organs


Endoskopie
Untersuchung von Hohlräumen des Körpers mit einem Sehrohr.

Epithel
Ist eine Sammelbezeichnung für Deck- & Drüsengewebe. Es handelt sich um ein- oder mehrreihige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen bedecken.
Das Epithel gehört neben dem Muskel-, Nerven- und Bindegewebe zu den 4 Grundgewebearten.


Gebärmuttertransplantation
-> siehe Uterustransplantation


Hysterektomie
Operative Entfernung der Gebärmutter


Infertilität
Unfähigkeit, eine Schwangerschaft bis zu einem lebensfähigen Kind auszutragen

Inzidenz

Anzahl der Neuerkrankten an einer bestimmten Krankheit


Keimblatt
Als Keimblätter bezeichnet man in der Entwicklungsbiologie der Gewebetiere eine erste Differenzierung eines Embryos in verschiedene Zellschichten, aus denen sich anschließend unterschiedliche Strukturen, Gewebe und Organe entwickeln. Die Keimblätter entstehen bei der Gastrulation aus der Blastula.

Beim Menschen bilden sich drei Keimblätter aus:

  • Entoderm/Endoderm (Innenschicht)
  • Mesoderm (Mittelschicht)
  • Ektoderm (Außenschicht)

Laparoskopie
Bauchspiegelung (Untersuchung des Bauchraumes mit einem Sehrohr).

Laparotomie

Eröffnung der Bauchhöhle während einer Operation


Ovar
Eierstöcke

Ovarien
(Plural von Ovar) Eierstöcke


Parenchym
Gewebe, dass eine bestimmte Funktion ausübt. Die Funktion eines Organs wird maßgeblich durch das Parenchym wahrgenommen.

Primäre Amenorrhoe
auch nach dem 16. Lebensjahr noch keine erste Regelblutung


Respirationstrakt
(auch Atemtrakt oder Atmungsapparat) Ist das gesamte System der für die Atmung zuständigen Organe.


Sonographie
Mittels Schwingungen mit einer Frequenz von 20 kHz bis 10 GHz werden Körperstrukturen sichtbar gemacht

Sterilität
Unfruchtbarkeit der Frau

Symptom
= Krankheitszeichen

Syndrom
Gleichzeitiges Vorliegen mehrerer Krankheitszeichen


Tuben
Eileiter


Ultraschall
Mittels Schwingungen mit einer Frequenz von 20 kHz bis 10 GHz werden Körperstrukturen sichtbar gemacht

Ureter
Harnleiter (von der Niere zur Blase)

Urethra
Harnröhre (von der Blase bis zum Scheidenvorhof)

Uterus
Gebärmutter

Uterusaplasie
Vorhandene Gebärmutteranlage, aber fehlende Entwicklung der Gebärmutter

Uterusseptum
Im Uterus befindet sich ein Septum (eine Trennwand)

Uterustransplantation

= Gebärmuttertransplantation, ist eine Operation bei der ein gesunder Uterus (eine gesunde Gebärmutter) von einer Spenderin in eine Empfängerin transplantiert (versetzt) wird.


Vagina
Scheide

Vaginalaplasie
Beschreibung für die unvollständige Aus- bildung der weiblichen Scheide.


Zytologie
Untersuchung von Zellen

Zytologischer Abstrich
Untersuchung von Zellen