201
202
200
203
204

Adresse: Calwerstraße 14
72076 Tübingen


Personenprofil: 07071 29-82311


Faxnummer: 07071 29-4141


Musiktherapie

Seit Menschengedenken bildet Musik die „Sprache der Gefühle“, denn sie „drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“(Victor Hugo). Manchmal fehlen uns einfach die Worte, und wir verstehen unser Seelenleben nicht. Genau hier setzt die Musiktherapie an. Sie ermöglicht es, Bedürfnisse, Gefühle, offensichtliche und verschüttete Konflikte, Sorgen und Nöte, individuelle Verhaltensweisen und Ressourcen freizulegen, differenziert auszudrücken und wahrzunehmen, ohne sie zuvor in Sprache übersetzen zu müssen. Musik ist ein wahrer Spiegel unserer Emotionen und schafft Zugang zu den tiefsten Ebenen unserer Psyche auf individuelle und nonverbale Art und Weise. Musiktherapie eröffnet damit einen therapeutischen Zugang auch zu Menschen, die sich verbal wenig bis überhaupt nicht ausdrücken können, oder über Worte keinen Zugang zu ihren Emotionen finden.

Kontakt

frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Anmeldung
Die Anmeldung zur Musiktherapie erfolgt durch den behandelnden Arzt oder Psychologen in Absprache mit der Musiktherapeutin und wird als Verordnung im individuellen Behandlungsplan eingetragen.


frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: 07071 29-82329


E-Mail-Adresse: regina.eichenauer@med.uni-tuebingen.de


frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Regina Eichenauer Musiktherapeutin M.A., Neurologische Musiktherapeutin


Was ist Musiktherapie

Was ist Musiktherapie?

Musiktherapie ist ein eigenständiges psychotherapeutisches Behandlungskonzept, das zu den kreativen Therapieformen zählt. Durch den gezielten Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung kann seelische, körperliche und geistige Gesundheit wiederhergestellt, erhalten und gefördert werden (Quelle: „Kasseler Thesen zur Musiktherapie“, 1998).

Musiktherapie eignet sich für Menschen aller Altersgruppen mit psychischen, psychosomatischen und/oder neurologischen Erkrankungen und kann als Einzel – oder Gruppentherapie durchgeführt werden. Sie wird auch in weiteren klinischen Arbeitsfeldern (z.B. HNO-Kliniken, Onkologie, Neonatologie) und diversen sozialen Arbeitsfeldern (z.B. Kindergärten, Schulen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen) zur Prävention, Akutbehandlung oder Rehabilitation erfolgreich eingesetzt.

In welchen Formen wird Musiktherapie durchgeführt

In welchen Formen wird Musiktherapie durchgeführt?

In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Tübingen wird Musiktherapie in Form von Einzel- und Gruppentherapie angeboten. Alle Musiktherapiegruppen sind stationsbezogen, umfassen aktuell maximal vier Patienten und finden ein bis zweimal mal pro Woche statt. Sowohl Einzel- als auch Gruppentherapien dauern üblicherweise 50 Minuten und werden in einem Musiktherapieraum durchgeführt, der mit unterschiedlichen Instrumenten ausgestattet ist und zum Ausprobieren einlädt. Die Gesamtdauer der musiktherapeutischen Behandlung hängt von klinischen und therapeutischen Vorgaben, Bedürfnissen und Fähigkeiten des Patienten sowie dem Erreichen der Therapieziele ab.

Je nach Krankheitsbild des Patienten bietet die Einzeltherapie einen geschützten Rahmen, um außerordentlich gezielt und individuell auf die Bedürfnisse, therapeutischen Themen und Wünsche, sowie Verhaltensweisen des Patienten einzugehen. Hierbei steht die Beziehung durch verbale und nonverbale Kommunikation über Musik zwischen Patient und Therapeut im Vordergrund. Persönliche Kompetenzen und Ressourcen können spezifisch aktiviert und gefördert werden. Diese Therapieform eignet sich besonders auch für Patienten, die in ihrer Beziehungs- und Kontaktfähigkeit stark beeinträchtigt sind oder sich (noch) nicht gruppenfähig fühlen.

Die Teilnahme an einer Musiktherapiegruppe setzt ein hinreichendes Maß an stabiler Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit voraus. Die therapeutischen Schwerpunkte beim gemeinsamen Musizieren liegen hier besonders bei der Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit und sozialen Kompetenzen.



Instrumentarium

Im Musiktherapieraum stehen zahlreiche leicht spielbare Musikinstrumente aus verschiedenen Kulturen zur Auswahl, die dem Patienten vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Für Patienten mit instrumentalen Vorkenntnissen können persönliche musikalische Ressourcen durch das Musizieren mit vertrauten Musikinstrumenten, wie z.B. Gitarre oder Klavier, aktiviert und gefördert werden. Durch unbekannte Musikinstrumente, wie z.B. Sansula, Schlitztrommel oder Ocean Drum, werden neue Klangerfahrungen ermöglicht. Neben der Nutzung von Musikinstrumenten wird auch mit Atemtechniken- und der Stimme gearbeitet.

„Offenes Singen“

Neben Einzel- und Gruppenmusiktherapie findet jeden Montagabend eine stationsübergreifende Singgruppe im Musiktherapieraum statt. Das sogenannte „Offene Singen“ richtet sich an alle Patienten der Klinik, die Freude am gemeinsamen Singen haben. Vergleichbar mit dem Einsingen eines Chores stehen Atem-, Stimm- und Körperwahrnehmungsübungen am Anfang. Anschließend werden Lieder aus verschiedenen Genres wie Jazz, Pop, Rock, Klassik, Schlager und traditionelle Volkslieder eingeübt. Die Lieder werden durch das Klavier unterstützt und begleitet.

Wie wird in der Musiktherapie gearbeitet?

Wie wird in der Musiktherapie gearbeitet?

Bei der Anwendung aktiver musiktherapeutischer Interventionen liegt der Fokus auf dem Musizieren von Patient und/oder Therapeut. Im Regelfall improvisieren oder spielen beide gemeinsam auf Musikinstrumenten oder singen zusammen. Instrumentale Vorkenntnisse des Patienten sind dafür nicht notwendig. Des weiteren werden gemeinsam Songs geschrieben oder „gecovert“ sowie Bandprojekte und musikalische Rollenspiele durchgeführt. Aktive Musiktherapie eignet sich besonders, um Bedürfnisse, Gedanken und Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken sowie Erfahrungen und Verhaltensmuster aufzudecken und neue Verhaltensweisen zu erproben. Es werden so Zugänge für die weitere psychotherapeutische Behandlung eröffnet. Das gemeinsame Musizieren unterstützt Achtsamkeit, Kreativität, Selbstwirksamkeit, kognitive und motorische Fähigkeiten und ein allgemeines Wohlbefinden.

Hier liegt der Fokus auf dem bewussten Anhören von Musik über Tonträger oder „live“ vom Therapeuten für den Patienten gespielter Musik. Verwendet werden Musikaufnahmen und Musikwerke unterschiedlichster Musikstile, die vom Patienten selbst oder vom Therapeuten spezifisch ausgewählt werden. Ziel dabei ist körperliche und seelische Entspannungsprozesse zu unterstützen, Schmerzen zu lindern, imaginative Prozesse zu begleiten, Assoziationen oder Phantasien anzuregen, Erlebensprozesse und biographische Erinnerungen zu aktivieren. Die therapeutischen Prozesse werden hier angestoßen, indem der Patient nach dem gemeinsamen Hören der Musik über seine dabei aufgetretenen Gedanken, Gefühle und Körperwahrnehmungen berichtet. Rezeptive musiktherapeutische Interventionen eignen sich besonders bei Patienten, die aufgrund psychischer oder physischer Beeinträchtigungen nicht oder nur schwer in der Lage sind selbst zu musizieren.

Neben dem gezielten Einsatz von Musik ist das psychotherapeutische Gespräch ein wichtiges Tool der Musiktherapie. Es eröffnet dem Patienten eine Transfermöglichkeit von der musikalischen zur verbalen Ebene. Es kann hier herausgearbeitet werden, welche Gefühle die angehörte oder selbst gespielte Musik ausgelöst hat und welche Erfahrungen, Erinnerungen oder Gedanken dadurch hervorgerufen wurden. Die gehörte Musik wird dabei differenziert reflektiert und die freigelegten Empfindungen in den allgemeinen therapeutischen Kontext eingeordnet.

Durch den gezielten Einsatz von neurowissenschaftlich fundierten musiktherapeutischen Interventionen können Patienten mit kognitiven und sensomotorischen Defiziten, die durch psychiatrische, psychosomatische und/oder neurologische Erkrankungen verursacht sind, sehr erfolgreich gefördert werden. Das betrifft beispielsweise beeinträchtigte Gedächtnisleistungen in Form von verminderter Aufmerksamkeit, auditiver Wahrnehmung, Merk- und Konzentrationsfähigkeit, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Einschränkungen bei der Strukturierung des Alltags.

Zertifikate und Verbände