Psychische Krisen in der KJP

Kinder und Jugendliche können in psychische Ausnahmezustände geraten. In manchen solcher Krisen genügt ein klärendes Gespräch und die Planung der weiteren Behandlung. Manchmal ist aber auch die Aufnahme auf eine Kriseninterventionsstation notwendig. Die Anzahl solcher Aufnahmen stieg in den letzten Jahren stetig an. Dies führt dazu, dass zu wenig Therapieplätze für geplante stationäre Therapien zu Verfügung stehen. Die Forschung hat bisher nur wenig Wissen über Ursachen der steigenden Notaufnahmen erlangt. Ziel unseres Projektes ist es daher,  Risikofaktoren herauszuarbeiten, die solche Zuspitzungen auslösen und – noch wichtiger – welche Schutzfaktoren dies im Vorfeld verhindern können. 

In die Studie gehen die Ergebnisse einer Vorstudie mit ein. In dieser wurde mittels einer Aktenanalyse  von Krisenaufnahmen der Jahre 1996, 2002, 2008 und 2014 Hypothesen zu Risiko- und Schutzfaktoren generiert, die in der aktuellen Studie nun entsprechend vertieft werden.

Kontakt

Wenn Sie Fragen zum Projekt haben, melden Sie sich bitte unter

E-Mail-Adresse: psychischegesundheit@med.uni-tuebingen.de


Forschung trifft Schule: Gemeinsam für psychisches Wohlbefinden

Die KJP Tübingen arbeitet an einem besseren Verständnis von psychischer Gesundheit bei Heranwachsenden. Ziel ist es, insbesondere vor psychischen Krisen zu schützen und entsprechende Präventionsangebote für Heranwachsende abzuleiten. Dazu soll auch die psychische Gesundheit von Schülern und Schülerinnen an weiterführenden Schulen betrachtet werden. Dabei werden mittels Online-Fragebögen Schülerinnen und Schüler selbst sowie die Perspektive der Eltern betrachtet.

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Das Ausfüllen der Fragebögen wird 30-45 Minuten für die Schüler und Schülerinnen und 20-30 Minuten für ein Elternteil in Anspruch nehmen.

Nehmen genügend Familien an einer Schule teil, können der Schule anonymisierte, allgemeine Auswertungen über die verschiedenen erfassten Bereiche rückgemeldet werden.

Die Schüler*innengruppe dient zu Forschungszwecken auch als Vergleichsstichprobe zu den kinder- und jugendpsychiatrischen Patienten und Patientinnen. Die Links zur Teilnahme werden direkt vom Studienteam an teilnehmende Familien versendet. Die Auswertung der Daten erfolgt anonym. Gerne besprechen wir individuell mit den einzelnen Schulen wie eine Teilnahme gestaltet werden kann.

… aus dem Fragebogen für Schülerinnen und Schüler: 

  • Wie lange hat es während der letzten vier Wochen gewöhnlich gedauert, bis du nachts eingeschlafen bist?
  • Hast du dich schon einmal so gefühlt, als ob dein Leben keinen Sinn mehr macht?
  • Wie häufig erledigst du deine Aufgaben zuhause hastig, damit du früher ins Internet kannst?

… aus dem Fragebogen für Eltern: 

  • Wenn Sie an letzte Woche denken: Hat Ihr Kind gute Laune gehabt? 
  • Gab es in der Grundschulzeit Auffälligkeiten, Schwierigkeiten oder besondere Ereignisse?
  • Wie häufig schläft Ihr Kind zu wenig wegen des Internets?
  • Die Fragen stammen aus den Fragebögen der Pittsburgh Sleep Quality Index, der Compulsive Internet Use Scale, dem KIDSCREEN 27 und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen entwickelten Fragebögen. 
  • Riemann, D., & Backhaus, J. (1996). PSQI – Pittsburger Schlafqualitätsindex. Beltz.  
  • Meerkerk, G. J., Van Den Eijnden, R. J. J. M., Vermulst, A. A., & Garretsen, H. F. L. (2009). The Compulsive Internet Use Scale (CIUS): Some psychometric properties. CyberPsychology & Behavior, 12(1), 1 – 6.
  • KIDSCREEN-27: Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 18 Jahren. Kinder- und Jugendgesundheit – Child Public Health.  

An einer Teilnahme interessiert?

Haben Sie Interesse an dem Thema „psychische Gesundheit“ und sind auch an einer Teilnahme Ihrer Schülerinnen und Schüler interessiert?

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Methodik

Wir vergleichen folgende Gruppen mittels Fragebögen aus der Standarddiagnostik, sowie Informationen, die aus der Patientenvorstellung hervorgehen:

  • Kinder und Jugendliche, die auf unsere Krisenstation aufgenommen werden,
  • Kinder und Jugendliche, die wegen einer Krise kommen, aber nicht aufgenommen werden
  • Kinder und Jugendliche, die zu einem geplanten ambulanten Termin (nicht wegen einer Krise) zu uns kommen
  • Jugendliche aus der Allgemeinbevölkerung über Termine an Schulen, mit welchen vorher das entsprechende Vorgehen abgesprochen wird

Die Untersuchung der Patientengruppen erfolgt nach dem Einverständnis der Familien mittels der Fragebögen, die für die Diagnostik und Behandlungsplanung notwendig sind (Standarddiagnostik). In den Schulen erhalten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern die entsprechenden Fragebögen.

Rückansicht eines jungen Menschen vor Herbstwald
Quelle: „Linus Schütz auf pixabay“

Projektbeteiligte

 Priska Schneider

Priska Schneider

Ambulanzleitung Kinder- und Jugendpsychiatrie

Personenprofil: Mehr zur Person

Portraitfoto

Dr. med. Gottfried Maria Barth

Stv. Ärztlicher Direktor

Prof. Dr. med. Tobias Renner

Ärztlicher Direktor

Publikationen

  • Hagmann, D.; Allgaier, K.; Wolf, J.; Chiumento, O.; Bürkle, L.; Conzelmann, A.; Renner, T.J.  (2022). Entwicklung der Charakteristika von Notaufnahmen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Z. Kinder Jugendpsychiatr. Psychother, 50, 286–297. https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000859
  • Allgaier, K.; Schneider, P.S.; Buck, S.; Reusch, P.A.; Hagmann, D.; Barth, G.M.; Renner, T.J. (2022). Kinder- und jugendpsychiatrische Notfälle während der zweiten Welle der SARS-CoV2-19-Pandemie. Z. Kinder Jugendpsychiatr. Psychother, 50, 275–285. https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000858
  • Schneider, P. S*.; Pantis, M.*; Preiser, C.; Hagmann, D.; Barth G.M.; Renner, T.J.; Allgaier, K. (2024). SARS-CoV-2 and Adolescent Psychiatric Emergencies at the Tübingen University Hospital: Analyzing Trends, Diagnoses, and Contributing Factors. Z. International Journal of Environmental Research and Public Health, 21.2, 216. https://doi.org/10.3390/ijerph21020216

*geteilte Erstautorenschaft 

Zertifikate und Verbände