Analyse von T-Helferzell-Subpopulationen bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten
Es ist bekannt, daß bei Mäusen im wesentlichen zwei T-Helferzell-Subpopulationen existieren, die entweder für die zelluläre Reaktivität (TH1-Zellen) oder die Produktion von Antikörpern verantwortlich sind (TH2-Zellen). Sie werden durch die Produktion unterschiedlicher Zytokine definiert. Ähnliche Verhältnisse wurden inzwischen auch beim Menschen beschrieben, wenn auch die Diagnose nicht ganz so eindeutig ist. Das Überwiegen des einen oder anderen Zell-Types kann den Verlauf und die Prognose einer autoimmunen oder infektiösen Erkrankung wesentlich beeinflussen. Mittels eines in unserem Labor etablierten Funktionstestes, der eine Einteilung von Probanden in 'TH1'- und 'TH2-Responder' erlaubt, sollen Patienten mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen, insbesondere mit autoimmunen Lebererkrankungen hinsichtlich ihrer TH1- oder TH2-Reaktivität analysiert werden und die Befunde mit dem klinischen Verlauf korreliert werden.
Immunologische Reaktionen auf immunmodulatorischen Substanzen (z.B. Mistel)
Als eine der Haupt-Wirkkomponenten auf das Immunsystem werden bisher die in Mistelextrakten vorhandenen Lektine angesehen. Es gibt jedoch Extrakte, die fast keine Lektine enthalten, die aber dennoch eine starke stimulatorische Wirkung auf das Immunsystem haben, teilweise aber auch bei Probanden, die nie Mistelextrakte erhalten haben. Es könnte sich daher vor allem um eine Aktivierung des natürlichen Immunsystems handeln.: Zytokin- und FACS-Analysen unterstreichen dieses Konzept. Ferner konnten wir zeigen, dass auch die in solchen Extrakten vorhandenen Viskotoxine immunologische Reaktionen induzieren können. Ziel der Untersuchungen ist daher die Identifizierung und Charakterisierung der verschiedenen immunogenen Antigene in Mistelextrakten und eine detaillierte Analyse der durch sie induzierten Immunreaktionen.
Ähnliche Studien werden auch mit anderen immunmodulatorischen Substanzen pflanzlicher Herkunft (z.B. Umckaloabo) durchgeführt, untersucht wird aber auch der Einfluss von bereits therapeutisch genutzen 'biologicals' (Etanercept, Infliximab, Rituximab etc.) oder virustatischen Medikamenten (z.B. Amantadin, Ribavirin) wie auch künftig interessanten Substanzen (z.B. Fullerenen) auf immunkompetente Zellen. Mit Hilfe von Stimulationstesten, Zytokinmessungen und Bestimmungen von Oberflächenmarkern wird untersucht, wie solche Therapeutika die Funktion immunkompetenter Zellen und ihrer Subpopulationen in vitro modulieren. Diese Analysen können zur Aufklärung des Wirkungsmechanismus solcher Substanzen und damit zu einem gezielteren Einsatz in der Klinik beitragen.
Analyse immunologischer Reaktionen bei medikamentösen Nebenwirkungen
Medikamentös induzierte Allergien können in vitro mit Hilfe eines Lymphozytentransformationstests (LTT), d.h. durch Inkubation von Patientenlymphozyten mit den in Frage kommenden Medikamenten, spezifisch nachgewiesen werden, indem die Proliferation der Lymphozyten mittels ³H-Thymidin-Einbau bestimmt wird. Diese Befunde sollen durch zusätzliche Analysen, insbesondere die Bestimmung von Zytokinen in den Überständen der kultivierten Lymphozyten und FACS-Analysen erweitert werden. Ferner ist geplant, auf molekularer Ebene zu untersuchen, wie solche Medikamente oder ihre Metaboliten von Antigen-präsentierenden Zellen aufgenommen bzw. dem Immunsystem präsentiert werden.
Induktion von Antikörpern während Vakzinierungstherapien bei Tumorpatienten
Ein neueres Konzept in der Tumortherapie ist die Induktion von Tumor-spezifischen (zytotoxischen) T-Zellen durch Vakzinierung der Patienten mit spezifischen Peptiden oder Peptid-beladenen dendritischen Zellen. Zum Einfluss auf den klinischen Verlauf liegen zwar erst wenige Daten in der Literatur vor, es konnte aber bereits in einigen Studien gezeigt werden, dass tatsächlich unterschiedliche Antigen-spezifischen T.-Zell-Populationen durch diese Therapieform induziert werden. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Immunologie (Herr Prof. Rammensee) und den an solchen Studien beteiligten Kliniken in Tübingen soll untersucht werden, ob bei Patienten mit Tumorerkrankungen (z.B. Prostata-Karzinom, Nierenzell-Karzinom, Mammakarzinom) während solcher Impfungen auch B-Zellen aktiviert werden, d.h. Antikörper gegen die relevanten Peptide gebildet werden. Antikörper haben ebenfalls zytotoxische Eigenschaften - insbesondere wenn sie Komplement binden - und könnten damit zur Tumorabwehr beitragen.